„Österreichische Richtlinie für das Toxoplasmose-Screening in der Schwangerschaft und frühen Kindheit“ Screening, Therapie und kindliches Follow-up Diese Richtlinie wurde unter der Koordination von Andrea-Romana Prusa unter Mitarbeit der „Arbeitsgruppe Toxoplasmose“ im Rahmen der Arbeitsgruppe Infektiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinderheilkunde erstellt. Die Arbeitsgruppe besteht aus folgenden Mitgliedern (alphabethisch gelistet): Univ. Prof. Dr. F. Allerberger Priv. Doz. Dr. W. Arzt
Pränatalmedizin, Landes-Frauen- und Kinderklinik
Prim. Dr. Ch. Aspöck Univ. Prof. Dr. H. Auer
Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien, Wien
Univ. Prof. Dr. T. Barisani- Institut Asenbauer
Tropenmedizin, AG okuläre Entzündungen und
Univ. Prof. Dr. D. Bettelheim
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische
Univ. Prof. Dr. E. Förster-Waldl
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
Dr. R. Hartl
Tropenmedizin, Krankenhaus der Elisabethinen, Linz
Univ. Prof. Dr. M. Hayde
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
Univ. Prof. Dr. M. Häusler
Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische
Univ. Prof. Dr. P. Husslein
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische
Dr. H. Jakse
Gebietskrankenkasse, Mutter-Kind-Pass Stelle, Graz
Univ. Prof. DI DDr. D. Kasper
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
Univ. Prof. Dr. R. Kerbl Univ. Prof. Dr. C. Marth
Universitätsklinik für Frauenheilkunde Innsbruck,
Univ. Prof. DDr. E. Marth
Hygieneinstitut, Medizinische Universität Graz
Dr. G. Mustafa
medizin und Klinische Chemie, Labor Dr. Mustafa,
BMA B. Panzenböck
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
o. Univ. Prof. Dr. A. Pollak
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
Ass. Prof. Dr. AR Prusa
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
OA. Dr. A. Ramoni
Universitätsklinik für Frauenheilkunde Innsbruck,
Univ. Prof. Dr. B. Resch
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
OA. Dr. C. Rotky-Fast
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
D. Ruthensteiner, Hebamme OA. Dr. U. Sagel Prim. Dr. P. Schwärzler
Landeskrankenhaus Feldkirch, Abteilung Gynäkologie
Univ. Prof. Dr. E. Stifter
Univ. Klinik für Augenheilkunde und Optometrie,
Priv.-Doz. Dr. V. Strenger
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
Univ. Prof. Dr. F. Thalhammer
Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische
Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin,
Univ. Prof. Dr. G. Weiss
Univ.-Klinik für Innere Medizin VI , Infektiologie und
Pneumologie, Medizinische Universität Innsbruck
Univ. Prof. Dr. U. Wiedermann-
Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien, Wien
OA. Dr. V. Witt
St. Anna Kinderspital, Leitung der Gewebebank, Wien
Univ. Prof. Dr. W. Zenz
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde,
Beteiligte Fachgesellschaften
Die Arbeitsgruppe Toxoplasmose zur Erstellung dieser Richtlinie besteht aus Vertretern von
Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) federführend
Österreichische Gesellschaft für Prä- und Perinatalmedizin (ÖGfPPM)
Österreichische Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC)
Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG)
Österreichische Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP)
Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (OEGIT)
Österreichische Gesellschaft für Tropenmedizin, Parasitologie und Migrationsmedizin
Erstellung eines Konsensus zu Diagnostik, Therapie und Massnahmen bei akuter Toxoplasmagondii Infektion von Schwangeren und deren Kinder.
Zielgruppe
Frauenärzte, Kinderärzte, Hebammen, Allgemeinärzte, Infektiologen, Mikrobiologen,
Patientenzielgruppe Konsensusfindung
Systematisierte Recherche der Literatur und Analyse der österreichischen Daten aus dem
Toxoplasmoseregister zur Erfassung von Schwangeren mit Toxoplasma-Infektionen und
deren Kinder mit konnatalen Infektionen. Eine repräsentative Expertengruppe hat im Konsens
eine evidenzbasierte Richtlinie erarbeitet.
Inhaltsverzeichnis
2. Toxoplasmose-Screening von Schwangeren im Rahmen
3. Therapie während der Schwangerschaft
5. Diagnose der konnatalen Infektion mit T. gondii
7. Follow-up der Kinder im ersten Lebensjahr
Abkürzungsverzeichnis
Toxoplasma-spezifische Antikörper der Klasse G
Toxoplasma-spezifische Antikörper der Klasse M
Polymerase Kettenreaktion aus Fruchtwasser zur Detektion Toxoplasma-
1. Allgemeines
Seit 1974 besteht in Österreich ein serologisches Toxoplasmose-Screening-Programm in der
Schwangerschaft im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Dieses Screening soll
alle Frauen mit einer akuten Erstinfektion in der Schwangerschaft und somit einem fetalen
Risiko für eine konnatale Toxoplasma-Infektion identifizieren und einer medikamentösen
Behandlung zuführen. Vor Einführung des Toxoplasmose-Screenings und einer
standardisierten Therapie lag die Inzidenz der konnatalen Infektion mit T. gondii bei 78 pro
10.000 Lebendgeburten (1). Diese Zahl konnte durch das Screening und dessen Massnahmen
effektiv reduziert werden: In den letzten 10 Jahren konnten in Österreich pro Jahr bis zu 96
akute Infektionen bei Schwangeren identifiziert und durch Einleiten einer adäquaten Therapie
die Zahl der konnatalen Toxoplasma-Infektionen auf 1 pro 10.000 Geburten gesenkt werden.
Diese infizierten Kinder zeigen ein weites Spektrum an klinischen Manifestationen, von
intrauterinem Tod, Retinochorioiditis mit Erblindung, Hydrozephalus, zerebralen
Verkalkungen, Krampfgeschehen, entwicklungsneurologischer Beeinträchtigung bis hin zu
Vor Einführung des Screenings waren die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter
bereits präkonzeptionell infiziert und ohne Gefahr für eine materno-fetale Übertragung (4).
Aktuelle Untersuchungen über die Seroprävalenz bei Schwangeren zeigen, dass nur mehr ca.
1/3 der Frauen vor der Schwangerschaft Kontakt mit diesem Parasiten hatten (5). Mit der
steigenden Anzahl von nichtinfizierten Schwangeren, steigt auch das Risiko einer akuten
Infektion in der Schwangerschaft. Diese Gruppe muss serologisch kontrolliert werden. Ziel
dieser Richtlinie ist es, ein standardisiertes Vorgehen in Diagnostik, Therapie und kindlichem
2. Toxoplasmose-Screening von Schwangeren im Rahmen des Mutter-Kind-Passes
Da diese Infektion bei der immunkompetenten Schwangeren in der Regel klinisch unbemerkt
verläuft, ist die Erkennung der akuten Infektion im Allgemeinen nur durch serologische
Bestimmung von Toxoplasma-spezifischen Antikörpern möglich. Im Rahmen der Mutter-
Kind-Pass-Untersuchungen ist die „Toxoplasmose-Untersuchung“ vom Facharzt für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu veranlassen. Die Analysen werden primär von den
lokalen Labors durchgeführt (Anhang 1).
Hat eine immunkompetente Schwangere bereits vor der Schwangerschaft einen
positiven Vorbefund, so sind keine weiteren Tests notwendig. Die Erstuntersuchung sollte
möglichst früh in der Schwangerschaft, optimal bis SSW <9+0 erfolgen.
Ist das spezifische IgG bei der Erstuntersuchung negativ, so sind Kontrollen im
Abstand von acht Wochen empfohlen, ideal wäre eine Abschlussuntersuchung zum Zeitpunkt
der Geburt (entweder maternales Blut oder Nabelschnurblut) (6).
Zeigt die serologische Bestimmung positives IgG, so ist zusätzlich eine IgM
Bestimmung notwendig. Ist sowohl IgG als auch IgM positiv, so sind weitere Tests wie die
Avidität durchzuführen und gegebenenfalls Kontakt mit dem Referenzlabor aufzunehmen.
Die Diagnose einer akuten (postkonzeptionellen, rezenten) Infektion in der
Schwangerschaft wird mittels IgG, IgM und Avidität vom Labor gestellt. Eine sofortige
Therapie und die Durchführung einer Amniozentese zur PCR-Analyse sind in diesem Fall
Besteht aufgrund der serologischen Befunde der Verdacht auf eine akute Infektion, so
ist umgehend eine Therapie einzuleiten und der Infektionsstatus der Schwangeren muss
mittels Konfirmationstest (Serum-Probengewinnung nach 14 Tagen) geklärt werden. Kann
die akute Infektion in der Schwangerschaft in der Toxoplasmose-Kontrolluntersuchung
ausgeschlossen werden, ist die Therapie zu beenden.
Eine Toxoplasma-Infektion stellt keine Indikation zur Schwangerschaftsunterbrechung
oder zu einer vorzeitigen Einleitung der Geburt dar und ist auch kein Grund für die
Durchführung einer Sectio caesarea. Das Vorgehen zum Geburtszeitpunkt ist in Anhang 2
3. Therapie während der Schwangerschaft
Nach Erkennen einer postkonzeptionellen Infektion im Rahmen des pränatalen Screenings
muss die umgehende initiierte antiparasitäre Therapie durchgehend bis zur Geburt
durchgeführt werden (7). Die Therapie kann das Risiko einer Übertragung auf den Feten
reduzieren und den klinischen Verlauf einer konnatalen Infektion beeinflussen (8-16). Bei
Verdacht auf akute Infektion sollte die medikamentöse Behandlung unverzüglich eingeleitet
und kann nach serologischem Ausschluss des Infektionsverdachts beendet werden. Die Wahl
der Medikamente ist abhängig vom Gestationsalter bei Diagnose und dem PCR-Ergebnis aus
Fruchtwasser (Anhang 3). Nebenwirkungen der Therapie nach österreichischem Schema sind
nach jahrzehntelanger Erfahrung äusserst selten (Toxoplasmoseregister).
4. Amniozentese zur PCR-Analyse
Die Amniozentese zur PCR-Diagnostik soll ab SSW 15+0 allen Schwangeren mit gesicherter
akuter Toxoplasma-Infektion angeboten werden (17-20). Die Durchführung der
Amniozentese ist optimal vor Therapiebeginn, eine bereits begonnene Therapie stellt aber
keine Kontraindikation dar. Durch PCR aus dem Fruchtwasser kann der fetale Infektions-
status bereits intrauterin bestimmt und die Empfehlung der medikamentösen Therapie der
Schwangeren gegebenenfalls modifiziert werden (Anhang 3). Ebenso hat das PCR-Ergebnis
Einfluss auf die spätere Therapie des geborenen Kindes. Bei positiver PCR aus Fruchtwasser
wird das Kind von Geburt bis zum Ende des ersten Lebensjahres behandelt (Anhang 4). Im
Falle eines negativen Ergebnisses unterbleibt die Behandlung.
5. Diagnose der konnatalen Infektion mit T. gondii
Der Endpunkt des Diagnosepfades einer konnatalen Infektion ist bei Persistenz von
spezifischem IgG nach dem ersten Lebensjahr abgeschlossen. Hinweisend auf eine konnatale
Infektion sind: ein positives PCR-Ergebnis aus Fruchtwasser und ein positiver IgM-Befund
aus dem Nabelschnurblut bzw. peripheren Blut des Kindes. In seltenen Fällen, kann es zu
falsch positiven PCR-Ergebnissen und falsch positivem Nachweis von spezifischem-IgM
kommen. Deshalb ist das serologische Follow-up bis zum Ende des ersten Lebensjahres
unverzichtbar. Wir unterscheiden klinisch zwischen der asymptomatischen „konnatalen
Toxoplasma-Infektion“ und der symptomatischen „konnatalen Toxoplasmose“.
6. Therapie der Kinder
Kinder mit einer konnatalen Infektion sollen von Geburt an für 12 Monate kontinuierlich
therapiert werden (Anhang 4). Im Einzelfall besteht ein hohes fetales Infektionsrisiko
(Serokonversion im 3. Trimester und keine PCR zur fetalen Infektionsdiagnostik), hier ist
zunächst eine Therapie empfohlen. Das Therapieschema ist dabei abhängig, ob das Kind
klinische Zeichen einer Infektion hat (konnatale Toxoplasmose) oder „nur“ asymptomatisch
infiziert ist (konnatale Toxoplasma-Infektion). Deshalb sollten die klinischen Untersuchungen
nach der Geburt rasch durchgeführt werden. Die wesentlichste Spätkomplikation ist die
Retinochorioiditis. Kommt es zu einer aktiven Form der Augenbeteiligung nach dem ersten
Lebensjahr, so ist die Therapie mit dem/der Ophthalmolog/en/in abzustimmen.
7. Follow-up der Kinder im ersten Lebensjahr
Kinder von Frauen mit einer akuten Infektion in der Schwangerschaft werden im ersten
Lebensjahr serologisch nachkontrolliert (Anhang 5). Endpunkt der serologischen
Untersuchung ist beim nichtinfizierten Kind ein negativer IgG-Befund innerhalb des ersten
Lebensjahres. Bei konnatal infizierten Kindern persistieren die spezifischen IgG lebenslang.
Da bei konnataler Infektion die IgG-Konzentration am Ende des ersten Lebensjahres niedrig
sein können, besteht die Möglichkeit, dass Testverfahren mit einer geringen Sensitivität falsch
negative Ergebnisse liefern (21). Damit auch diese sehr kleine Gruppe von Kindern mit
negativem IgG-Befund trotz konnataler Infektion entdeckt wird, empfiehlt sich bei Kindern
nach akuter Infektion der Schwangeren, eine Abschluss-Kontrolle im Referenzlabor.
Zusätzlich zu den klinischen Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes,
inklusive entwicklungsdiagnostischer Untersuchungen bis zur Schulreife, sind nach akuter
Infektion der Schwangeren noch weitere Untersuchungen beim Kind empfohlen. Diese sind
im Anhang 5 aufgelistet. Die diagnostische Liquorpunktion bei Kindern kann unterbleiben, da
das Untersuchungsergebnis auch bei infizierten Kindern keine therapeutische Konsequenz
hat. Kinder mit konnataler Infektion sollen auch nach dem ersten Lebensjahr jährlich
8. Österreichische Referenzlabors: Medizinische Universität Wien 8.1.Toxoplasmoselabor und –Nachsorgeambulanz
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Wien
Tel: 0043-1-40400-3279 oder 6649; Fax: 0043-1-40400-3458
E-mail: [email protected] oder [email protected]Ansprechpersonen:
Univ. Prof. Dr. Arnold Pollak: Vorstand der Univ. für Kinder- und Jugendheilkunde
Univ. Prof. Dr. Michael Hayde: Leitung des Toxoplasmoselabor und–
Nachsorgeambulanz, Ass. Prof. Dr. Andrea-Romana Prusa: Vertretung
8.2.Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin
Tel.: 0043-1-40160-38230; Fax.: 0043-1-40160-938293
E-Mail: [email protected] und [email protected]Ansprechpersonen:
Univ. Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt: Institutsleiterin
Univ. Prof. Dr. Herbert Auer: Parasitologische, serologische und molekularbiologische
9. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Österreichisches Toxoplasmose-Screening im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-
Therapie der akuten Toxoplasma gondii Infektion während der
Therapie der konnatalen Infektion mit Toxoplasma gondii beim Kind
Zusätzliche Untersuchungen für Kinder nach akuter Toxoplasma gondii
Infektion der Mutter in der Schwangerschaft
10. Literatur
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ADICCIONES: INTRODUCCIÓN: En los albores de la era de las megatendencias, la globalización, la informática y la ecología, el grupo de las adicciones constituye pandemia de expansión acelerada, que tiene un impacto devastador en la sociedad moderna cuyo ethos social prioriza el consumismo, el full confort , el hedonismo y el materialismo con la consecuente vacuidad espiritual. A