Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
Erhalten: 13. Juni 2003Angenommen: 27. Juni 2003
Antibiotikatherapie der Infektionen an Kopf und Hals (Konsensusbericht)1, 2 Im Auftrag des Präsidiums herausgegeben von P. Federspil, Homburg/Saar
Mitglieder der Konsensuskonferenz:3P. Federspil, Homburg/Saar (Vorsitz) W. Elies, Bielefeld H. Luckhaupt, DortmundG. Marklein, Bonn H.W. Mollenhauer, Bad Bergzabern J.E. Otten, FreiburgK. Otto, Mannheim K. Pelz, Freiburg H. Scholz, Berlin M. Schrappe, GiessenH. Seifert, Köln A.H. Staib, Frankfurt E. Straube, Jena G.W. Sybrecht, Homburg/SaarK. Unertl, Tübingen Ph.A. Federspil, Homburg/Saar
1999 wurden die folgenden Leitlinien durch eine Kon-
sätzliche Prinzipien werden die verschiedenen Infektio-
sensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Hals-
nen mit den verursachenden Erregern und den zur Thera-
Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie erarbei-
pie in Frage kommenden Antibiotika in tabellarischer
tet und durch ein Delphi-Verfahren ergänzt. 2002 erfolgte
Form dargestellt (Tab. 1). Dabei wird zwischen dem Anti-
die Aktualisierung durch die Mitglieder der Konsensus-
biotikum oder den Antibiotika erster Wahl und den Alter-
konferenz, des Präsidiums der Arbeitsgemeinschaft
nativen unterschieden. In Tabelle 2 sind die Dosierungen
HNO-Infektiologie der Deutschen Gesellschaft für Hals-
der oralen und parenteralen Antibiotika bei Erwachsenen
Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie und
und Kindern angegeben. Im Anhang werden die verschie-
des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Hals-
denen Antibiotikagruppen hinsichtlich ihres antibakte-
Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Die
riellen Spektrums und ihrer Pharmakokinetik charakteri-
Leitlinien betreffen die Antibiotikatherapie der bakteriel-
siert, wobei die Unterschiede zwischen den älteren und
len Infektionen an Hals, Nase und Ohren unter Berück-
neueren Vertretern einer Gruppe aufgezeigt werden.
sichtigung des zu erwartenden Erregerspektrums, der mi-
Die Infektionen an Hals, Nase und Ohren erfordern in
krobiologischen und klinischen Antibiotikawirksamkeit
der täglichen Praxis am häufigsten den Einsatz von Anti-
und der Wirtschaftlichkeit. Nach Hinweisen auf grund-
Zu einer optimalen Antibiotikatherapie gehören die
richtige Diagnosestellung, die kritische Indikation zumEinsatz von Antibiotika, die Wahl des am besten geeigne-ten Antibiotikums und die Verlaufskontrolle mit Festle-
Validiert durch ein Delphi-Verfahren.
Erstellungsdatum: November 1999; Neufassung: Januar 2003.
gung der Behandlungsdauer. Die kritische Indikations-
Vertretene Gesellschaften: Arbeitsgemeinschaft HNO-Infektiologie der
stellung dient nicht nur dem Patienten, sondern auch der
Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-
Allgemeinheit durch Verringerung von Kosten und Anti-
chirurgie; Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.; Deut-sche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin; Deutsche Gesell-
biotikaresistenzen, da diese besonders in Ländern mit
schaft für experimentelle Pharmakologie und Toxikologie; Deutsche Gesell-
grossem Antibiotikaverbrauch hoch sind. Neben den kli-
schaft für Hygiene und Mikrobiologie; Deutsche Gesellschaft für Infektiologie;Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin; Deutsche
nischen Symptomen können ein Abstrich mit Direktprä-
Gesellschaft für klinische Pharmakologie und Therapie; Deutsche Gesellschaft
parat und Kultur und eine Bestimmung der Leukozyten-,
für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie; Deutsche Gesellschaft für pädiatri-
BSG- und CRP-Werte zur Diagnostik und Verlaufsbe-
sche Infektiologie; Deutsche Gesellschaft für Pneumonologie; Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie.
Tel. +49 6841 67566, Fax +49 6841 67466, E-Mail [email protected]Tabelle 1. Leitlinie Antibiotikatherapie der bakteriellen Infektionen der Kopf-Hals-Region
Grundsätzlich lediglich Säuberung des Gehörgangs
und antibiotische B antientzündliche Lokalthera-
pie nach Ausschluss einer Trommelfellperforation
– Pseudomonas aeruginosa: Ciprofloxacin in hoher
Kinder: Piperacillin, Ceftazidim– Staphylokokken: Aminopenizillin + ß-Laktamase-
Antiseptische oder antibiotische Lokaltherapie nach
Ausschluss einer TrommelfellperforationSchwere Formen:Isoxazolylpenizillin
Schwere Formen oder v.a. Pseudomonas
(z.B. nach Ohroperation oder Verbrennungen):
– Erwachsene: Ciprofloxacin oder Levofloxacin in
– Kinder: Ceftazidim B Isoxazolylpenizillin
Leichte Formen (und nicht durch Pseudomonas):Aminopenizillin + ß-Laktamase-Inhibitor
Bemerkung: ggf. Operation, Mindesttherapiedauer
Cephalosporin 2Makrolid, KetolidCo-trimoxazol (Erwachsene)
Piperacillin + TazobactamPiperacillin + SulbactamFluorchinolon
Lokaltherapie: Ciprofloxacin Augentropfen,
Ohne Keimnachweis oder bei v.a. Pseudomonas:
Bei Nachweis von Staphylococcus aureus:
Bemerkung: In der Regel Indikation zur Operation
Bemerkung: Indikation zur Operation, Adaptation
der Antibiotikatherapie nach Grampräparat und
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
Tabelle 1 (Fortsetzung) Nase und NasennebenhöhlenSinusitis purulenta
Bemerkung: Ggf. Kieferhöhlenspülung
Schwere Formen (Risikofaktoren):Aminopenizillin + ß-Laktamase-Inhibitor,
Moxifloxacin, Gatifloxacin,Levofloxacin, Ciprofloxacin
Nosokomiale Sinusitis: z.B. Piperacillin +Tazobactam
Bemerkung: Ggf. Indikation zur Operation
Aminopenizillin + ß-Laktamase-Inhibitor i.v. Bemerkung: Indikation zur Operation, Therapie-
dauer mindestens 4 Wochen, ggf. Tc-Szintigraphie
Bemerkung: In der Regel chirurgische Beseitigung
der odontogenen Ursache bzw. Osteomyelitis
Antiseptische oder antibiotische Lokaltherapie
(bei Erwachsenen)Aminopenizillin + ß-Lakta-mase-Inhibitor
Mund, Pharynx, Larynx und HalsTonsillopharyngitis
Bemerkung: Cave bei Mononukleose Amino-
Staphylococcus aureus u.a. denken)
Bei Therapieversagen:Cephalosporin 1 (2), Makrolid, Clindamycin
Bemerkung: Antitoxin bereits bei Verdacht!
Krankenhauseinweisung, Isolierung, Verdachtmeldepflichtig. Tonsillektomie bei den seltenenpersistierenden Bakterienträgern
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
Tabelle 1 (Fortsetzung) Bemerkung: sofortige Krankenhauseinweisung in
Bei Risikopatienten oder schweren Formen:
Streptococcus pneumoniae,Klebsiella pneumoniae,Chlamydia)
Aminopenizillin + ß-Lakta-mase-Inhibitor
Bemerkung: Therapiedauer mindestens 4 Wochen
Bemerkung: Bei leichtem Verlauf lediglich
führliche Diagnostik,ggf. Lymphknoten-exstirpation bzw. PE
Bemerkung: Krankenhauseinweisung wegen
Ausbreitungsrisiko und obligater chirurgischer
Aminopenizillin + ß-Laktamase-Inhibitor i.v.,
Cephalosporin 1/2 + Metro-nidazol, ggf. + AminoglykosidImipenem
Stadium I: Amoxicillin, Cefuroximaxetil, neueres
Stadien II und III: Ceftriaxon, Cefotaxim oder
Erreger unterstrichen = Sehr häufiger und wichtiger Erreger; Antibiotikum unterstrichen = Indikation bisher in Deutschland nicht zugelassen. PE = Probeexzision.
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
Tabelle 2. Tagesdosierungen der wichtigsten oralen und parenteralen Antibiotika
Penizillin G (Benzylpenizillin) Penizillin Grünenthal, Heyl,
Amoxidura plus 4:1Augmentan Filmtabletten 7:1
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
Tabelle 2 (Fortsetzung)
Trimethoprim)Co-tetroxacin (Sulfadiazin +
2–4 mg/kg in 1 EDentfällt bis 9. Lebensjahr
5 mg/kg in 1–3 EDSäuglinge bis 7,5 mg/kg
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
Tabelle 2 (Fortsetzung)
p = Parenteral; Inf. = Infusion; ED = Einzeldosis; HWZ = Halbwertszeit; TMP = Trimethoprim; SMZ = Sulfamethoxazol; eckige Klammern = unter Vorbe-
Eine virale Infektion wird nicht antibiotisch behan-
oder zum Beispiel zwischen grampositiven Haufenkok-
delt. Auch ist eine leichte akute bakterielle Rhinitis,
ken (Staphylococcus) und gramnegativen Stäbchen (Pseu-
Laryngitis oder Bronchitis bei einem immunkompetenten
domonas) in Fällen von Otitis externa oder chronischer
Patienten in der Regel keine Indikation für eine Antibioti-
Otitis media, wodurch die Antibiotikatherapie gezielter
und preiswerter zu gestalten ist. Dieses Vorgehen, das auf
Nach dem Erregerspektrum einer Infektion können im
der kalkulierten Therapie basiert und den Befund des
Allgemeinen mehrere Antibiotika wirksam sein. Bei der
Grampräparates berücksichtigt, wurde superkalkulierteWahl des jeweils geeigneten Antibiotikums sind Schwere-
Therapie genannt. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine
grad der Krankheit, Abwehrlage, Alter, bekannte Aller-
sichere Beurteilungsfähigkeit von Grampräparaten.
gien, Leber- und Nierenfunktionsstörungen des Patien-
Ob oral oder parenteral antibiotisch behandelt wer-
ten, Wirkungsspektrum, Wirksamkeit und mögliche Ne-
den soll, hängt vom Schweregrad der Infektion und von
benwirkungen von Substanzen sowie der Preis in Betracht
den individuellen Applikationsvoraussetzungen ab. Bei
zu ziehen, ebenso das Bestreben, wenn möglich mit einem
schwerkranken Patienten sollte bei der «Entscheidung
Schmalspektrumantibiotikum zu behandeln.
des 1. Tages» die Wahrscheinlichkeit, den noch unbe-
Die Leitlinien für die Therapie der Infektionen an
kannten verursachenden Erreger zu treffen, möglichst
Kopf und Hals werden aufgrund der diese Infektionen am
gross sein. In Kenntnis des vorliegenden Behandlungser-
häufigsten verursachenden Erreger und des Wirkungs-
gebnisses sowie des Ausstrich-, Kultur- und Antibio-
spektrums der verschiedenen Antibiotika formuliert (kal-
grammbefundes wird die eingeleitete Antibiotikatherapie
48 bis 72 h später nochmals überdacht und in einer zwei-
Das Optimum einer Erregerisolierung mit Gramprä-
ten Entscheidung, d.h. in der «Entscheidung des 3. Ta-
parat und Kultur vor der Therapie einer Infektion mit
ges», eventuell gezielter gestaltet.
unbekanntem verursachendem Keim ist zumindest bei
Durch Neuentwicklungen antibiotischer Substanzen
Patienten mit schweren Infektionen mit mehreren, unter-
hat sich der Indikationsbereich der oralen Therapie er-
schiedlich empfindlichen Keimen oder mit Abwehr-
weitert, so dass heute gewisse Antibiotika gegebenenfalls
schwäche anzustreben und ist auch aus Gründen der
auch bei schweren Krankheiten oral verabreicht werden
Überwachung der Resistenzsituation von Vorteil. Bei
können, z.B. Fluorchinolone. Aus toxikologischen und
mittelschweren Infektionen leistet die Entnahme eines
finanziellen Gründen sollte die orale Therapie immer
Ausstrichs zur Erzielung eines Direktpräparates mit
bevorzugt werden, wenn eine ausreichende Wirksamkeit
Gramfärbung wertvolle Dienste, da bei akuten Mittel-
ohr-, Nasennebenhöhlen- oder Bronchialinfektionen
Grundsätzlich ist eine Antibiotikatherapie nach 3–4
durch das Ergebnis einer Gramfärbung zwischen den häu-
Tagen zu überprüfen. Spricht der Patient auf die Antibio-
figsten pathogenen Keimen, z.B. grampositiven Diplo-
tikatherapie nicht an, kommen folgende Ursachen in Fra-
kokken (Pneumokokken) und gramnegativen Stäbchen
(Haemophilus influenzae), unterschieden werden kann
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
ken, H. influenzae und Haemophilus parainfluenzae, Lis-
der isolierte Erreger ist nicht der (alleinige) ursächliche Erreger
terien, Escherichia coli und Proteus mirabilis. Viele andere
Enterobacteriaceae (z.B. Klebsiellen) sind resistent. In
bei fehlender Erregerisolierung an Infektionen durch Mykoplas-men, Chlamydien, Legionellen, Anaerobier usw. denken;
Deutschland findet sich bei H. influenzae eine Resistenz-
eine Resistenzentwicklung unter der Therapie (selten);
quote von 3–5%. Während oder nach einer Aminopenizil-
es liegt keine bakterielle Infektion vor (Virus- oder Pilzinfek-
lintherapie muss bei 5–10% der Patienten mit nicht-
allergischen Exanthemen gerechnet werden. Im Falle einer
es liegt überhaupt keine Infektion vor (Kollagenose, Tumor,
infektiösen Mononukleose sollte eine bakterielle Superin-
Medikamentenfieber, Hyperthyreose) (selten);
fektion nicht mit einem Aminopenizillin behandelt wer-
falsches Antibiotikum (vor allem bei fehlender Erregerisolie-
den, da die Aminopenizilline bei diesem Krankheitsbild
fast immer ein schweres Exanthem hervorrufen.
fehlerhafte Resistenzbestimmung (häufiger als angenommen);
Aufgrund seiner wesentlich besseren Resorption ist
Nichtbeachten der pharmakokinetischen Eigenschaften (Gewe-
Amoxicillin oral dem Ampicillin überlegen. Ampicillin
begängigkeit, Einnahme vor oder mit den Mahlzeiten usw.);
kann in einer Dosierung von 3 ! 1 g i.v. bis zu 3–4 !
5 g/Tag in Kurzinfusionen gegeben werden, während
Immundefizienz (angeboren, Tumor, immunsuppressive Thera-
Amoxicillin bis maximal 3 ! 2 g/Tag zugelassen ist. Aminopenizilline plus ß-Laktamase-Inhibitoren (erwei-
Fremdkörper (Katheter, Shunt, Implantat);
terte Aminopenizilline). ß-Laktamase-Inhibitoren (Clavu-
schlechte Compliance (bei ambulanter Therapie);
lansäure, Sulbactam) erweitern in Kombination mit Ami-
nopenizillinen deren Wirkspektrum. So können auch ß-Laktamase bildende Erreger erfasst werden, z.B. S. au-reus, M. catarrhalis, H. influenzae, E. coli oder Prevotella-
und Porphyromonas-Arten (früher Bacteroides-melanino-genicus-Gruppe), d.h. die Mehrzahl der in der HNO-Heil-
kunde relevanten Keime ausser Pseudomonas aeruginosa. Schmalspektrum-Penizilline. Die oralen Penizilline
Beim oralen Einsatz dieser Kombinationen muss mit
(Penizillin V und Propicillin) sind nach wie vor bei Infek-
einem Anstieg der gastrointestinalen Nebenwirkungen ge-
tionen mit Keimen des «klassischen Penizillin-G-Spek-
rechnet werden. In schweren Fällen erfolgt die parenterale
trums» (Streptococcus pyogenes, Streptococcus pneumoni-ae und der meisten oralen Anaerobier) bei Kindern und
Sulbactam, der einzige ß-Laktamase-Inhibitor, der als
Erwachsenen Mittel der Wahl. Allerdings sollte die
Monosubstanz zur Verfügung steht, ist für die freie Kom-
Penizillinresistenz der Pneumokokken, die bisher in
bination mit Penizillin G, Mezlocillin, Piperacillin und
Deutschland unter 1% Hochresistenz und 6% Intermedi-
ärresistenz liegt, sorgfältig beobachtet werden. Staphylo-coccus aureus und Moraxella catarrhalis werden überwie-
Bei einer Infektion mit S. aureus sind Oxacillin, Dicloxa-
gend nicht erfasst, da die Mehrzahl der Stämme (etwa
cillin und Flucloxacillin aufgrund ihrer Penizillinase-Sta-
80%) Penizillinasen bilden, die Penizilline inaktivieren.
bilität wirksam. Zur oralen Therapie stehen Dicloxacillin
Die verschiedenen Oralpenizilline sind in ihrer Wirk-
sowie Flucloxacillin und zur parenteralen Therapie Oxa-
samkeit weitgehend gleichwertig. Zur Erzielung hoher
cillin und Flucloxacillin zur Verfügung. Spezielle Neben-
Konzentrationen sollte Penizillin-V-Kalium möglichst
wirkungen der parenteralen Verabreichung: Venenrei-
1 h vor den Mahlzeiten eingenommen werden, während
zung; bei höchster Dosierung zerebrale Krämpfe – zur
es bei Benzathin-Penizillin V und Propicillin mit und
Therapie der Krämpfe ist an intravenös zu verabreichen-
ohne Mahlzeit zu genügend hohen Plasmakonzentratio-
des Diazepam zu denken. Staphylococcus-epidermi-dis-Stämme sind im Gegensatz zu S. aureus sehr oft, d.h.
Penizillin G kann bei Erwachsenen intramuskulär
etwa in einem Drittel der Fälle, auf Isoxazolylpenizilline
oder intravenös in Dosen bis 30 Millionen IE/Tag als
unempfindlich. S.-aureus-Stämme, die gegen die Isoxazo-
Dauer- oder wiederholte Infusion verabreicht werden.
lylpenizilline eine intrinsische Resistenz aufweisen, wer-
Allergien treten nach Penizillinen häufiger auf als nach
den im internationalen Schrifttum als MRSA («methicil-
anderen ß-Laktam-Antibiotika. Schwer verlaufende Al-
lin-resistant Staphylococcus aureus») bezeichnet. Nota
lergien sind nach parenteraler Verabreichung häufiger als
bene, dass alle MRSA mit Penizillinen, Isoxazolylpenizil-
linen, Cephalosporinen und anderen ß-Laktam-Antibioti-
Aminopenizilline. Über das Spektrum von Penizillin V
ka nicht behandelt werden dürfen, auch dann nicht, wenn
hinaus erfassen die Aminopenizilline Ampicillin, Amoxi-
der mikrobiologische Befund fälschlicherweise «sensibel»
cillin und Bacampicillin im Allgemeinen auch Enterokok-
lauten sollte. In den letzten Jahren beobachtete man auch
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
in Deutschland in vielen grösseren Krankenhäusern, be-
gleich zu den oralen Cephalosporinen der 1. Generation
sonders bei Patienten mit chronischen Infektionen, multi-
eine erhöhte Stabilität gegenüber den ß-Laktamasen aus
resistente S.-aureus-Stämme, die heute auch als MRSA
gramnegativen Bakterien und damit ein erweitertes anti-
bakterielles Spektrum. Sie besitzen eine gute Aktivität
Acylaminopenizilline. Die Acylaminopenizilline Mez-
gegen Streptokokken, Pneumokokken und Staphylokok-
locillin und Piperacillin sind gegen grampositive Kokken
ken sowie gegen H. influenzae, M. catarrhalis, E. coli,
ähnlich wirksam wie Ampicillin und besitzen ein erwei-
Klebsiellen und P. mirabilis. Cefaclor hat gegen H. influ-
tertes Wirkungsspektrum im gramnegativen Bereich. Pi-
enzae eine geringere Wirksamkeit als Cefuroximaxetil.
peracillin ist gegen P. aeruginosa wirksam und wird des-
Die 2.-Generations-Äquivalente sind Loracarbef, ein
halb auch Pseudomonas-Penizillin genannt, das allein
orales Carbacephem, und Cefpodoximproxetil, ein 3.-
oder in Kombination mit einem Aminoglykosidantibioti-
Generations-Cephalosporin. Ihr Wirkungsspektrum und
kum eine Alternative zu den gegen Pseudomonas wirksa-
ihre Indikationen gleichen jedoch auch denen des wirksa-
men Fluorchinolonen und Cephalosporinen darstellt. In
meren Vertreters der 2. Generation Cefuroximaxetil.
Kombination mit einem ß-Laktamase-Inhibitor (z.B. Ta-
Die parenteralen Cephalosporine der 2. Generation
zobactam oder Sulbactam) eignen sich diese Breitspek-
Cefuroxim, Cefotiam und Cefamandol kommen in
trumpenizilline zur empirischen Initialtherapie schwerer
schweren Fällen zur Anwendung. Nach Cefamandol kön-
septischer Infektionen (z.B. Tazobac®).
nen Gerinnungsstörungen sowie ein antabusähnlicher Ef-
Exantheme sind seltener als nach Ampicillin. Gastro-
intestinale Störungen und Hypokaliämie, passagere Neu-
Das parenterale Cephamycin Cefoxitin ist gegen gram-
tropenien und Neurotoxizität können nach hoher Dosie-
positive Kokken und auch gegen H. influenzae weniger
wirksam als die anderen Cephalosporine der 2. Genera-tion, besitzt jedoch eine gute Wirksamkeit gegen gramne-
Die Cephalosporine zeichnen sich durch eine gute
Cephalosporine 3. Die oralen Cephalosporine der 3.
Wirksamkeit und Verträglichkeit aus. Bei echter Penizil-
Generation Cefixim, Ceftibuten und Cefetametpivoxil
linallergie ist der Patient gegen alle Penizillinderivate
haben eine stärkere Wirkung im gramnegativen Bereich,
allergisch, aber nur in etwa 5% der Fälle auch gegen
u.a. gegen H. influenzae, und eine geringere gegen gram-
Cephalosporine. Nicht allergische Exantheme sind auch
positive Kokken und eine Unwirksamkeit gegen Staphy-
wesentlich seltener als bei den Aminopenizillinen, und
die Mehrzahl der Patienten mit einem nicht allergischen
Die parenteralen Cephalosporine der Gruppe 3a, Cefo-
Penizillinexanthem zeigt kein Kreuzexanthem nach Ce-
taxim und Ceftriaxon, haben neben einer guten Liquor-
phalosporinen. Gastrointestinale Nebenwirkungen sind
gängigkeit eine verbesserte Wirksamkeit im gramnegati-
bei den alten oralen Cephalosporinen selten, bei den
ven Bereich und eine starke Wirksamkeit gegenüber S.
neueren je nach Substanz und Dosierung häufiger. Beson-
pneumoniae, die man sich im Falle einer Penizillinresi-
ders gut verträglich ist Ceftibuten. Nach einer Behand-
stenz zunutze machen kann. Cefotaxim ist am besten ver-
lung mit Cefaclor kann es sehr selten zu einem der Serum-
träglich, während Ceftriaxon dank einer Halbwertszeit
krankheit ähnlichen Syndrom kommen. Durch Nah-
von 8 h nur einmal pro Tag verabreicht zu werden
rungsaufnahme wird die Bioverfügbarkeit der veresterten
oralen Cephalosporine erhöht. Zwischen den verschiede-
Das parenterale Cephalosporin der Gruppe 3b, Cefta-
nen Cephalosporinen bestehen zum Teil erhebliche Un-
zidim, besitzt ein antibakterielles Spektrum, das demjeni-
terschiede im antibakteriellen und pharmakokinetischen
gen der Cephalosporine der Gruppe 3a ähnlich ist, mit
Verhalten sowie in der Verträglichkeit. Die historische
einer geringeren Aktivität gegen grampositive Keime,
Einteilung der Cephalosporine, welche das Wirkungs-
jedoch mit einer zusätzlichen Wirksamkeit gegen P. aeru-
spektrum berücksichtigt, hat sich bewährt. ginosa. Cefepim besitzt neben dem Cefotaximspektrum
Cephalosporine 1. Die Oralcephalosporine der 1. Ge-
eine bessere Wirksamkeit gegen Staphylokokken und P.
neration Cefalexin und Cefadroxil sowie das parenterale
Cephalosporin der 1. Generation Cefazolin haben einegute Wirksamkeit gegen grampositive Erreger, wie Strep-
tokokken, Pneumokokken und Staphylokokken ein-
Aztreonam, dessen Spektrum lediglich die gramnegati-
schliesslich Penicillin-G-resistente Staphylokokken, je-
ven aeroben Stäbchenbakterien abdeckt, wird als Alterna-
doch nur eine schwache Wirksamkeit gegen H. influenzae
tive bei gramnegativen aeroben Stäbcheninfektionen, u.a. P. aeruginosa, bei Penizillin- oder Cephalosporinallergie
Cephalosporine 2. Die oralen Cephalosporine der 2.
und auch bei Neutropenie eingesetzt.
Generation Cefaclor und Cefuroximaxetil haben im Ver-
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
möglich ist. Das Wirkspektrum von Roxithromycin und
Das Spektrum der Carbapeneme Imipenem und Mero-
Clarithromycin unterscheidet sich nicht wesentlich von
penem ist sehr breit und umfasst grampositive und gram-
dem des Erythromycins. Azithromycin hat in vitro eine
negative aerobe und anaerobe Keime. Oxacillin/methicil-
verbesserte Wirksamkeit gegen Haemophilus. Bemer-
linresistente Staphylokokken sind auch gegen Carbapene-
kenswert ist die ungewöhnliche Pharmakokinetik dieser
me resistent. Während die In-vitro-Aktivität von Imipe-
Substanz. Die extrem lange Halbwertszeit sowie das gros-
nem im grampositiven Bereich etwas besser ist, ist dieje-
se Verteilungsvolumen sind Ausdruck einer Anreicherung
nige von Meropenem im gramnegativen Bereich zum Teil
in den Geweben und in den Makrophagen. Aufgrund der
deutlich höher. In der HNO-Heilkunde gelten sie als
langen Halbwertszeit wurde eine 3- bzw. 5-Tage-Gabe für
Reserveantibiotika, die sich zur Initialtherapie schwerer
viele Indikationen geprüft und zugelassen. Trotz Lang-
nosokomialer aerob-anaerober Mischinfektionen, beson-
zeitwirkung sind zum sicheren Nachweis des Therapieef-
ders bei Versagen anderer Breitspektrumantibiotika, an-
fektes Kontrolluntersuchungen wie bei anderen Antibioti-
bieten. Die Carbapeneme kommen als Alternative bei
ka notwendig. Wegen der starken Anreicherung der Mak-
schweren Pseudomonas-Infektionen des Mittelohres oder
rolide im Gewebe und in den phagozytierenden Zellen
des äusseren Ohres in Kombination mit einem Aminogly-
besteht nur eine geringe Korrelation zwischen den Ergeb-
kosid oder Ciprofloxacin in Frage, wenn ein Antibioti-
nissen der Resistenzbestimmung und dem klinischen An-
kum mit schmalerem Spektrum nicht wirksam ist. Bei 5–
10% der Patienten treten leichte gastrointestinale Reak-
Bei oraler Gabe von Erythromycin treten gastrointesti-
tionen auf, bei 5% lokale Reaktionen (Thrombophlebitis),
nale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen
bei 3% allergische Reaktionen (Exantheme) und in 1–2%
und Durchfälle bei etwa 30% der behandelten erwachse-
der Fälle zentrale Nebenwirkungen. Die Verträglichkeit
nen Patienten auf. Das Vorkommen dieser Beschwerden
von Meropenem ist insbesondere hinsichtlich ZNS-Reak-
liegt nach Verabreichung von Roxithromycin bei 3–5%,
tionen günstiger. Carbapeneme sind bei Patienten mit ß-
von Clarithromycin bei 5–9% und von Azithromycin bei
5–10%. Selten sind Hautausschlag, Leberfunktionsstö-rungen mit Cholestase und Pankreatitis oder eine syste-
mische Vaskulitis mit Arthritiden und neurologischen
Erythromycin und Josamycin gehören zu den älteren
Ausfällen (Churg-Strauss-Syndrom) zu beobachten. Bei
Vertretern der Makrolidantibiotika. Der wichtigste Ver-
einzelnen Patienten wird bei hoher Dosierung über rever-
treter dieser Gruppe ist Erythromycin mit guter Wirk-
sible Hörstörungen berichtet. Die intravenös zu verabrei-
samkeit gegen Streptokokken, einschliesslich Pneumo-
chenden Präparate von Erythromycin führen häufiger zu
kokken, Bordetella pertussis, M. catarrhalis, Mykoplas-
Phlebitiden. Erythromycin, Clarithromycin und Azithro-
men, Chlamydien und Legionellen. Primäre Erythromy-
mycin können bei Patienten, die im EKG ein verlängertes
cinresistenz und partielle Kreuzresistenz mit den neueren
Q–T-Intervall aufweisen, gefährliche Herzrhythmusstö-
Makroliden sind bei S. pneumoniae um 5–20%, bei S.
rungen (Torsade de pointes), hervorrufen. Bei gleichzeiti-
pyogenes um 8% und bei S. aureus um 30%. Bei Staphylo-
ger Gabe von Theophyllin, Cumarinderivaten oder Digi-
kokken ist eine rasche Resistenzentwicklung unter der
talisglykosiden kann die Ausscheidung dieser Mittel ver-
Therapie möglich. Erythromycin und seine Ester haben
mindert werden. Ergotaminhaltige Medikamente und
keine optimale Wirksamkeit gegen H. influenzae. Bei
nichthydrierte Mutterkornalkaloide sollten wegen der Ge-
Penizillinunverträglichkeit ist Erythromycin ein Alterna-
fahr von Durchblutungsstörungen durch verstärkte Vaso-
tivpräparat. So werden Makrolide z.B. zur Behandlung
konstriktion nicht gleichzeitig verabreicht werden. Unter
einer akuten Tonsillopharyngitis und von sonstigen aku-
den weiteren Wechselwirkungen der Makrolide mit ande-
ten bakteriellen Atemwegsinfektionen eingesetzt. Unter
ren Arzneimitteln ist besonders die gleichzeitige Gabe der
den Erythromycinderivaten sollten lediglich die Stearate
Antihistaminika Terfenadin, Astemizol, Mizolastin und
nüchtern eingenommen werden. Die relative Bioverfüg-
Cisaprid sowie der Neuroleptika Pimozid und Sulpirid zu
barkeit des freien Erthromycins ist nach Abgabe von
erwähnen, die zu einer Verlängerung des Q–T-Intervalls
Erythromycinestolat und -stinoprat grösser als nach Ver-
und zu schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen (Tor-
abreichung von Erythromycinethylsuccinat.
sade de pointes) führen kann. Am geringsten ist das Inter-
Moderne Makrolide sind Roxithromycin, Clarithro-
aktionspotential von Azithromycin aufgrund seiner gerin-
mycin und Azithromycin, das mit den Makroliden struk-
gen Affinität zum Cytochrom-P450-System. Während der
turverwandte Azalid. Diese sind im Vergleich zu Erythro-
Einnahme von Clarithromycin oder Telithromycin muss
mycin hinsichtlich ihrer Pharmakokinetik deutlich ver-
die Behandlung mit Statinen unterbrochen werden.
bessert und weisen eine höhere Bioverfügbarkeit und eine
Erythromycin ist während der Schwangerschaft zugelas-
längere Halbwertszeit auf, wodurch eine ein- bis zweimal
sen, wenn auch mit Vorbehalt während des ersten Trime-
tägliche Verabreichung mit geringerer Substanzbelastung
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
Schwere Leberschäden sind eine Kontraindikation für
Daten über eine wirksame Infektionsprophylaxe in der
die Anwendung von Makroliden. Clarithromycin und Ro-
grossen Kopf-Hals-Tumorchirurgie liegen ebenfalls vor.
xithromycin sind für die Behandlung von Kindern im
In 5–20% der Fälle treten weiche Stühle auf, manch-
mal verbunden mit Übelkeit, Erbrechen und Bauch-
Neuere Indikationen der Makrolide sind Infektionen
schmerzen. Eine schwere ulzerierende pseudomembranö-
durch Helicobacter pylori, Borrelia burgdorferi, nichttu-
se Enterocolitis wird sehr selten beobachtet. Allergische
berkulöse Mykobakterien und Bartonellen.
Reaktionen sind ebenfalls selten. Unter längerer Therapie
Die Ketolide stellen eine Weiterentwicklung der Mak-
können Leukopenien auftreten. Bei Patienten mit Störun-
rolide dar. Sie greifen gleichzeitig an zwei entfernten Stel-
gen der neuromuskulären Übertragung ist eine Ver-
len der bakteriellen Proteinsynthese ein. Eine Bindung an
schlimmerung der Beschwerden möglich. Bei zu schneller
die ribosomale RNS der Bakterien ist dabei zehnfach stär-
Infusion von Clindamycin kann es zu Nausea, Herzrhyth-
ker als bei den Makroliden. Telithromycin ist der erste
musstörungen (u.a. Torsade de pointes) und Blutdruckab-
zugelassene Vertreter der Ketolide. Es hat ein ähnliches
fall kommen. Gelegentlich steigen unter Clindamycin die
Spektrum wie Erythromycin A mit stärkerer Wirksamkeit
Bilirubin- und Leberenzymwerte im Blut an. Während
und erfasst auch Pneumokokken, die gegen Penizillin G
Schwangerschaft und Stillzeit ist Clindamycin kontrain-
oder Erythromycin resistent sind, ebenso wie Erythromy-
cin-resistente S.-pyogenes-Stämme. Resistent sind me-thicillinresistente Staphylokokken, Enterobakterien und
gramnegative Anaerobier (Bacteroides u.a.). Verabreicht
Die klassischen Fluorchinolone Ciprofloxacin und
werden 1 ! 0,8 g Telithromycin/Tag. Telithromycin rei-
Ofloxacin verfügen über eine ausgeprägte antibakterielle
chert sich in hohen Konzentrationen besonders in den
Aktivität und ein breites Wirkungsspektrum bei oraler
Geweben und Flüssigkeiten der Atemwege und den Alve-
sowie parenteraler Darreichung. Das Hauptinteresse die-
olarmakrophagen an. Im Allgemeinen wird Telithromy-
ser Antibiotika für die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde be-
cin ähnlich gut vertragen wie die Makrolide, die häufig-
steht in der durch sie eröffneten Möglichkeit einer oralen
sten Nebenwirkungen betreffen den Magen-Darm-Trakt.
Therapie der in der HNO-Heilkunde nicht seltenen P.-
Zugelassene Indikationen sind akute Exazerbationen ei-
aeruginosa-Infektionen, für die besonders positive Erfah-
ner chronischen Bronchitis, leichte bis mittelschwere am-
rungen mit Ciprofloxacin vorliegen. Darüber hinaus be-
bulant erworbene Pneumonien und akute Sinusitiden. Ab
sitzen diese Fluorchinolone eine sehr gute Wirksamkeit
12 Jahren: Tonsillitis/Pharyngitis durch ß-hämolysieren-
gegen H. influenzae, die Enterobacteriaceae und Menin-
de A-Streptokokken, alternativ zu ß-Laktam-Antibiotika,
gokokken/Gonokokken mit geringerer Wirkung gegen
Staphylokokken, Pneumokokken, Streptokokken, Entero-kokken, Mykoplasmen, Chlamydien und Legionellen.
Aufgrund der schwächeren Aktivität gegen Pneumokok-
Clindamycin ist gegen Staphylokokken, Streptokokken
ken sind die klassischen Fluorchinolone keine Mittel der
und Pneumokokken sowie gramnegative anaerobe Stäb-
ersten Wahl bei der akuten Otitis media oder Sinusitis
chen einschliesslich der meisten Fusobacterium- und Bac-
bzw. den ambulant erworbenen Atemwegsinfektionen. teroides-fragilis-Stämme gut wirksam. Es penetriert gut in
Nicht zu empfehlen ist ihre Anwendung bei Tonsillitis.
Weichteil- und Knochengewebe und ist auch intrazellulär
Die neueren Fluorchinolone Levofloxacin, Moxifloxa-
gegen intraphagozytär persistierende Erreger wirksam,
cin und Gatifloxacin haben eine verstärkte Wirksamkeit
z.B. bei Rezidiven. Clindamycin ist eine Alternative bei
im grampositiven Bereich, insbesondere gegen Pneumo-
Penizillin- oder Cephalosporinallergie und zur Penizil-
kokken, Staphylokokken und Streptokokken sowie gegen
lin/Metronidazol- oder Penizillin/ß-Laktamase-Hem-
Mykoplasmen, Legionellen und Chlamydien. Moxifloxa-
mer-Kombination bei der Behandlung aerob-anaerober
cin und Gatifloxacin sind darüber hinaus gegen gramposi-
Mischinfektionen mit grampositiven Kokken und Anae-
tive und gramnegative Anaerobier wirksam.
robiern, z.B. bei Mundboden- oder Halsphlegmonen so-
Für Ciprofloxacin und Ofloxacin liegen Zulassungen
wie Peritonsillar- oder Retropharyngealabszessen. Auf-
für die Behandlung der Infektionen der Atemwege mit der
grund seiner Bindungskapazität der Staphylokokken- und
Einschränkung vor, dass sie bei der ambulant erworbenen
Streptokokkentoxine wird Clindamycin zusätzlich zur
Pneumokokkenpneumonie nicht Mittel erster Wahl sind.
Behandlung des «Toxic-Shock»-Syndroms und der nek-
Diese klassischen Fluorchinolone sind zur Behandlung
rotisierenden Fasziitis empfohlen. Klassisch ist die Endo-
der akuten Mittelohr- und Nasennebenhöhleninfektionen
karditisprophylaxe bei Penizillinallergie vor Dental-,
zugelassen. Ciprofloxacin- und Ofloxacin Augentropfen
HNO-, Bronchial- und Ösophagealeingriffen bei Patien-
besitzen keine Zulassung zur Anwendung bei Infektionen
ten mit vorgeschädigten Herzklappen, einmalig 10–15
im Bereich des Ohres, der Nase oder der Nasennebenhöh-
mg/kg etwa 30–60 min vor dem Eingriff oral. Eindeutige
len. Ciprofloxacinohrentropfen in Kombination mit Hyd-
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
rokortison sind aber im Ausland z.B. in den USA (Cipro®-
ren Atemwege wird der Einsatz auf mittelschwere Fälle
HC Otic) und in der Schweiz zugelassen. Die neueren Flu-
beschränkt. Nicht gerechtfertigt ist ihre Anwendung bei
orchinolone kommen aufgrund ihrer verbesserten anti-
der Tonsillitis. Bei dieser Präparategruppe sind allergi-
bakteriellen Aktivität gegenüber respiratorischen Infek-
sche Reaktionen und gastrointestinale Störungen häufi-
tionserregern einschliesslich Pneumokokken als ein Mit-
ger, selten jedoch Phototoxizität, Hepatotoxizität, Neph-
tel der Wahl bei bakteriellen Atemwegsinfektionen in Fra-
rotoxizität, Torsade de pointes und nicht zuletzt Hämato-
ge. Levofloxacin, Moxifloxacin und Gatifloxacin sind zur
toxizität, die einen schweren Verlauf nehmen kann. We-
Behandlung der akuten bakteriellen Sinusitis und der
gen dieser Nebenwirkungen werden diese Präparate selte-
ambulant erworbenen Pneumonie sowie der akuten Exa-
ner eingesetzt und insbesondere in der Pädiatrie gemie-
zerbationen der chronischen Bronchitis zugelassen.
den. Bei Patienten im Alter von über 70 Jahren ist durch
Am häufigsten sind gastrointestinale Nebenwirkun-
Dosisreduktion oft eine bessere Verträglichkeit zu er-
gen, wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Der
reichen. Trimethoprim/Tetroxoprim-Sulfonamid-Kom-
Anteil allergischer Nebenwirkungen der Fluorchinolone
binationen sind während der Schwangerschaft sowie bei
liegt unter 1,5%. Gelegentlich kommen zentralnervöse
Früh- und Neugeborenen kontraindiziert.
Nebenwirkungen, wie Nervosität und Zittern, Alpträume,Halluzinationen und psychotische Reaktionen vor, die
nach dem Absetzen reversibel sind. Selten kommt es zu
Die Tetrazykline – heute vorwiegend Doxycyclin –
Geruchs- und Geschmacksstörungen, Weichteilschwel-
werden seit vielen Jahren sowohl oral als auch parenteral
lungen und Myoarthralgien, Sehnenentzündungen und
in der HNO-Praxis eingesetzt. Sie haben u.a. eine eher
Sehnenrissen (v.a. der Achillessehne) sowie bei den neue-
mittlere Aktivität gegen Pneumokokken, Streptokokken,
ren Cephalosporinen zu Q–T-Verlängerungen im EKG.
Staphylokokken, Gonokokken, Meningokokken, H. influ-
Die Häufigkeit schwerer kardialer Zwischenfälle ist sehr
enzae, M. catarrhalis, Mycoplasma pneumoniae, Chlamy-
niedrig und wird auf etwa einen Fall auf 1 Million Ver-
dien, Listerien, Aktinomyzeten sowie Borrelien und zahl-
schreibungen geschätzt. Bei älteren Fluorchinolonen wer-
reiche andere Bakterien. Je nach lokaler Situation ist
den in seltenen Fällen Photosensibilitätsreaktionen beob-
inzwischen eine Reihe häufig vorkommender Krank-
achtet. Gatifloxacin ist bei Diabetikern kontraindiziert.
heitserreger gegen Tetrazykline resistent, z.B. Streptokok-
Wegen tierexperimenteller Befunde, nach denen bei
ken (10–20%), Pneumokokken (etwa 10%), S. aureus
hohen Konzentrationen von Chinolonen Schädigungen
(10–15%), E. coli (25–35%). Diese Lücken dürfen bei der
an den grossen, gewichttragenden Gelenken heranwach-
Anwendung von Tetrazyklinen zur Behandlung leichter
sender Tiere beobachtet wurden, ist die Anwendung bei
oder mittelschwerer Nasennebenhöhlen- und Bronchi-
Kindern und Jugendlichen sowie während der Schwan-
alinfektionen nicht übersehen werden. Bei schwereren
gerschaft und Stillzeit nicht zugelassen. Eine Ausnahme
Krankheitsbildern ist ihre Verabreichung nicht mehr in-
ist der Einsatz von Ciprofloxacin zur Therapie akuter,
diziert. Auch sollten die Tetrazykline nicht bei der Be-
durch P. aeruginosa verursachter Infektionsschübe bei
handlung der Tonsillopharyngitis Anwendung finden.
Kindern und Jugendlichen mit Mukoviszidose. Die An-
Aufgrund der guten Wirksamkeit gegen Mykoplasmen
wendung von Fluorchinolonen bei Minderjährigen in an-
und Chlamydien stellen die Tetrazykline bei atypischer
deren Indikationen darf nur mit schriftlicher Einver-
Pneumonie mit gelegentlicher HNO-Beteiligung Alterna-
ständniserklärung der Erziehungsberechtigten vorgenom-
tiven dar. Zum Indikationsbereich von Doxycyclin gehö-
ren auch die Lyme-Borreliose sowie schwere Formen von
Die gleichzeitige Gabe eisenhaltiger Präparate oder
Akne und Rosazea. Gastrointestinale Störungen sind die
von mineralischen Antacida, die Magnesium oder Alumi-
häufigsten unerwünschten Wirkungen der Tetrazykline.
nium enthalten, führt zu einer verminderten Resorption.
Phototoxizität, Leberschädigungen, ZNS-Reaktionen wie
Bei Ciprofloxacin wird die Resorption ausserdem bei
Kopfschmerz, Übelkeit, reversible Ataxie, besonders
gleichzeitiger Gabe von Kalziumionen, Milch oder Milch-
durch Minocyclin, sowie Allergien sind weitere mögliche
Nebenwirkungen. Bei Kindern bis zum 8. Lebensjahrsowie während der Schwangerschaft sind Tetrazykline
Trimethoprim/Tetroxoprim-Sulfonamid-KombinationenDiese Kombinationen besitzen ein breites Wirkungs-
spektrum gegen grampositive und gramnegative Keime
Die Aminoglykosidantibiotika Gentamicin, Tobramy-
einschliesslich S. aureus, Proteus und Klebsiella. Beson-
cin, Netilmicin und Amikacin haben ein sehr breites
ders bei Streptokokken ist jedoch mit einer hohen Resis-
Spektrum im gramnegativen Bereich, sind jedoch gegen
tenz zu rechnen. Bei Infektionen des äusseren Ohres, des
Anaerobier wirkungslos. Wegen ihrer geringen therapeu-
Mittelohres und der Nasennebenhöhlen sowie der unte-
tischen Breite und ihrer schlechten Gewebegängigkeit sol-
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
len die Aminoglykosidantibiotika nur bei strenger Indika-
reus- und Enterokokken-Infektionen sowie penizillinre-
tionsstellung, d.h. nur noch als Kombinationspartner der
sistenten Pneumokokkeninfektionen gelten.
ß-Laktame, in lebensbedrohlichen Situationen angewandt
Aufgrund des neuartigen Wirkungsmechanismus be-
werden. Wesentlicher Faktor für die Einschätzung des
stehen keine Parallelresistenzen mit anderen Antibiotika.
ototoxischen Risikos ist heute die verabreichte Aminogly-
Neben der parenteralen wurden auch zwei orale Darrei-
kosidgesamtdosis, während die ototoxische Gefährlich-
chungsformen mit nahezu vollständiger Bioverfügbarkeit
keit einmaliger hoher Serumspitzenkonzentrationen ex-
entwickelt. Arzneimittelinteraktionen aufgrund einer In-
perimentell und klinisch nicht nachgewiesen werden
duktion oder Hemmung des Cytochrom-P450-Enzym-
konnte. In der Regel liegt die verabreichte Gesamtdosis
systems bestehen nicht. Eine Einschränkung der Leber-
des Aminoglykosidantibiotikums deutlich unter der klini-
und Nierenfunktion hat nur einen geringen Einfluss auf
schen Ototoxizitätsgrenze, so dass das ototoxische Risiko
seine Pharmakokinetik. Linezolid hemmt die menschli-
sehr gering ist. Heute wird die tägliche Aminoglykosidan-
che Monoaminoxidase, wodurch es zu Blutdrucksteige-
tibiotikumdosis in einer Infusion über 30 min verab-
rung, Hypertonie und ZNS-Störungen kommen kann.
reicht. Besonders bei Nierenfunktionsstörungen ist mit
Blutdrucksteigerungen durch Interaktionen sind denkbar
einem erhöhten ototoxischen Risiko zu rechnen. In die-
bei Patienten, die orale Abschwellungsmittel wie Phenyl-
sem Falle oder wenn vorauszusehen ist, dass die insge-
propanolamin oder Pseudoephedrin nehmen. Vorwie-
samt zu verabreichende Aminoglykosidgesamtdosis sehr
gend treten gastrointestinale Nebenwirkungen wie Durch-
hoch sein wird, wie z.B. bei der Behandlung einer malig-
fall, Übelkeit, Erbrechen sowie Geschmacksstörungen,
nen Otitis externa, sollte dem weniger oto- und nephroto-
Kopfschmerzen sowie seltener Schwindel und Einzelfälle
xischen Netilmicin der Vorzug gegeben werden und ne-
von passagerer Myelodepression auf. Indikationen sind
ben Bestimmungen der Kreatinin- und Aminoglykosid-
nosokomiale Pneumonien, ambulant erworbene Pneumo-
konzentrationen im Serum auch Hör- und Gleichge-
nien und schwere Haut- und Weichteilinfektionen beson-
wichtskontrollen durchgeführt werden.
ders durch methicillinresistente Staphylokokken odervancomycinresistente Staphylokokken oder Enterokok-
ken sowie penizillinresistente Pneumokokken, die auf
Die Glykopeptidantibiotika Vancomycin und Teico-
Linezolid ansprechen. Die Behandlung sollte nur im Kli-
planin sind eine wichtige therapeutische Reserve gegen
nikumfeld und unter Berücksichtigung der Empfehlung
multiresistente grampositive Erreger wie S. aureus und
Enterokokken. Diese Antibiotika sind daher nur in diesenNotfällen indiziert. Eine Kreuzallergie mit Penizillinen
oder Cephalosporinen besteht nicht. Beide Medikamente
Fosfomycin ist gegen S. aureus, Enterokokken und
(u.a. Vancomycin Lilly Enterocaps) wirken oral verab-
Streptokokken sowie gegen Gonokokken, H. influenzae,
reicht optimal bei der durch Clostridium difficile hervor-
E. coli, P. mirabilis und Proteus vulgaris, Klebsiella, Citro-
gerufenen pseudomembranösen Kolitis. Zur Vermeidung
bacter, Enterobacter und z.T. auch P. aeruginosa und Ser-
des Auftretens einer Glykopeptidresistenz von Enterococ-ratia marcescens wirksam. Es ist ein Alternativpräparat
cus-faecium-Stämmen wird heute eher Metronidazol
bei ß-Laktam-Unverträglichkeit und wird besonders zur
empfohlen. Nebenwirkungen sind Allergie oder allergie-
Behandlung von S.-aureus-Infektionen eingesetzt, wenn:
ähnliche Zustände, gelegentlich Thrombophlebitiden so-
– der Infektionsherd pharmakokinetisch schwer erreich-
wie Oto- und Nephrotoxizität (nach Teicoplanin sehr sel-
ten) bei stark erhöhter Dosierung, rascher Verabreichung
– Multiresistenz des Erregers die Therapiewahl einengt
und Kombination mit einem Aminoglykosidantibioti-
kum. Bei zu rascher Gabe von Vancomycin kann es durch
– der Patient gegen ß-Laktam-Antibiotika allergisch ist.
Freisetzen von Mediatoren vorübergehend zu Hautrö-
Bei Monotherapie ist eine rasche Resistenzzunahme
tung («Red-Man»-Syndrom) und auch zu Blutdruckabfall
möglich. Fosfomycin ist gut verträglich. Nach zu rascher
Infusion können Magendruck und Brechreiz auftreten. Ausserdem ist die Natriumbelastung zu beachten. OxazolidinoneOxazolidinone sind eine neue Klasse von Antibiotika,
welche die Proteinsynthese hemmen und sowohl oral als
Metronidazol, das bakterizid gegen Anaerobier wirkt,
auch parenteral anwendbar sind. Sie wirken fast aus-
wird bei nachgewiesenen oder vermuteten Anaerobier-
schliesslich gegen grampositive Bakterien sowie gegen
infektionen in Kombination mit Breitbandantibiotika in
Mykobakterien. Das soeben zugelassene Linezolid darf
den Fällen eingesetzt, bei denen die Anaerobierwirkung
als Alternative von Vancomycin zur Behandlung von
der anderen Antibiotika ungenügend ist, wie z.B. bei Ver-
MRSA-Infektionen, von vancomycinresistenten S.-au-
dacht auf Hirnabszess. Bei pseudomembranöser Kolitis
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
ist Metronidazol neben den Glykopeptiden Mittel der
Wahl. In Einzelfällen werden gastrointestinale Beschwer-
Das wirkungsstarke und breit wirksame Antibiotikum,
den und neurologische Störungen (Kopfschmerzen, Ata-
das bis Anfang der 70er Jahre für alle HNO-Infektionen
xie) beobachtet, selten Hautausschläge, disulfiramähnli-
ohne Pseudomonas-Beteiligung Mittel der Wahl war, wird
che Effekte bei gleichzeitiger Alkoholeinnahme und Erhö-
in Anbetracht seiner Knochenmarktoxizität nur einge-
hung von Antikoagulantienkonzentrationen, bei längerer
setzt, wenn andere Therapieschemata versagen.
Therapie Neuropathien in der Klinik sowie Mutagenitätim Tierversuch. Kontraindikationen bestehen währendder Frühschwangerschaft und der Stillzeit.
Otorhinolaryngol Nova 2002–03;12:161–174
The Calcium Bomb: The Nanobacteria Link to Heart Disease & Cancer by Katja Hansen IF YOU HAVE HEART DISEASE, ARTHRITIS, or CANCER, youve probably got calcification -- one of the most widespread harmful conditions in existence, and found with diseases like osteoporosis and Alzheimers. Doctors have long known that something in our body misuses calcium to make us sick; they just hav
Implementing the Medical Home Model in Minnesota: A Case Study Prepared by a Joint Committee of the Association of Teachers of Maternal and Child Health (ATMCH) and the Association of Maternal and Child Health Programs (AMCHP) Supported by the Maternal and Child Health Bureau, HRSA February 2008 Table of Contents Introduction and Use of the Guide.…………