Landesarbeitsgruppe Borreliose und FSME Baden-Württemberg e.V. c/o Landesgesundheitsamt, Wiederholdstraße 15 70174 Stuttgart
Merkblatt 2 Antibiotische Prophylaxe nach Zeckenstich - ja oder nein? Grundlagen
Nach bisherigen Schätzungen (Literatur: Magid) hat man angenommen, dass nur einmal pro 100 bis 400 Zeckenstiche eine Borrelieninfektion übertragen wird. Dabei wurde nicht unterschieden, ob die Zecken Borrelien enthalten haben oder nicht. So wurde bisher eine generelle antibiotische Prophylaxe nach Zeckenstich abgelehnt, weil man nach dieser Kalkulation bis zu 400 Patienten unnötig mit einem Antibiotikum hätte behandeln müssen, um eine einzige Infektion zu verhindern. Nach neueren Untersuchungen des Hygiene-Instituts Heidelberg und des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg muss dieses Problem differenzierter betrachtet werden. Hier wurde untersucht, ob die Zecken überhaupt Borrelien enthalten und wie oft die Infektion übertragen wird. Beide Arbeitsgruppen haben gefunden, dass die Übertragungsrate, bezogen auf alle Zeckenstiche mit 2,6% gegenüber früheren Angaben nur wenig höher liegt; die Infektions- Übertragungsrate durch Zecken, die Borrelien enthalten haben, lag mit 25% jedoch ganz unerwartet hoch (Maiwald et. al. 1998). Dies bedeutet, dass man bei Kenntnis des Status der Zecke (borrelienfrei/borrelienhaltig) eine postexpositionelle antibiotische Prophylaxe neu überdenken sollte. Derzeit besteht keine Einigkeit hinsichtlich einer Antibiotikaprophylaxenach Zeckenstich:Bei einem Experten-Meeting, das im März 1998 in Freiburg stattfand(Publikation in DMW 1998) war die Mehrzahl der Teilnehmer derAnsicht, dass eine Antibiotikabehandlung nur bei klinischenSymptomen einer Borreliose durchgeführt werden sollte; dies wurdemit dem Fehlen von Daten über die Häufigkeit vonSpätkomplikationen nach Borrelieninfektion begründet.
Angesichts einer hohen Übertragungsrate durch Borrelien-infizierte Zecken und angesichts der Tatsache, dass es im Rahmen der obengenannten Studie (Maiwald et al.) unter 20 Borrelieninfektionen zu 2 Neuroborreliosen kam, schlägt die LAG ein alternatives Vorgehen nach Zeckenstich vor: 1.Eine Zecke, die bei einem Menschen entfernt wird, sollte nach Möglichkeit auf Borrelien untersucht werden. Das Ergebnis sollte spätestens nach zehn Tagen vorliegen.
Für den Nachweis von Borrelien in Zecken gibt es verschiedeneVerfahren:
Mikroskopischer Nachweis der Borrelien im Dunkelfeld; hierbei wirdder präparierte Mitteldarm der Zecke auf Borrelien untersucht. Mikroskopischer Nachweis von Borrelien nach Immunfluoreszenz-Markierung (Direkter IFT); hierbei werden die Borrelien mit einemFluoreszeinfarbstoff markiert, so dass sie im UV-Licht deutlichsichtbar werden. Borrelien-Nachweis durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR);hierbei werden definierte Abschnitte der Borrelien-DNA vervielfältigtund dann nachgewiesen.
Es muss betont werden, dass der Borrelien-Nachweis in Zecken keineRoutineuntersuchung darstellt. Die Verfahren sind nicht standardisiert,es gibt keine käuflichen Testkits, derartige Untersuchungen solltendaher nur in Labors mit diesbezüglicher Erfahrung durchgeführtwerden. Unter den Verfahren dürfte der mikroskopische Nachweis derBorrelien im ungefärbten Präparat die geringste Sensitivitätaufweisen. Direkter IFT und PCR sind bei optimaler Durchführung
diesbezüglich vergleichbar; die LAG favorisiert wegen ihrerObjektivierbarkeit die PCR. Achtung: Zeckenuntersuchungen auf Borrelien stellen keine Kassenleistungen dar. Verschiedene Labors sind aber bereit, die PCR-Untersuchung zum Selbstkostenpreis von ca. 25 € anzubieten. 2.Werden Borrelien in der Zecke nachgewiesen, kann eine
postexpositionelle antibiotische Prophylaxe erfolgen. Diese Prophylaxe sollte spätestens am zehnten Tag nach Zeckenstich begonnen werden. Geeignete Präparate sind:
bei Erwachsenen: Doxycyclin, 2 bis 3x100 mg täglich über 10 Tage Azithromycin, 2x250 bis 2x500 mg über 3 Tage Amoxicillin, 3x750 bis 3x1000 mg über 10 Tage Amoxicillin, 3x250 bis 3x750 mg nach Körper- gewicht über 10 Tage Azithromycin, dosiert nach Körpergewicht über 3 Tage
bei Schwangeren: Amoxicillin 3.In einzelnen Fällen kann die PCR falsch negativ sein. Wenn
also trotz negativem Borrelien-Nachweis in der Zecke klinischeSymptome auftreten, die auf Borreliose verdächtig sind, sollte injedem Fall ein Arzt konsultiert werden. 4. Wenn trotz Prophylaxe Symptome einer Borrelieninfektion auftreten
(nach frühestens 5 Tagen Erythema migrans an der Stichstelleoder grippeartige Allgemeinsymptome), so sollte die Therapie auf20 Tage verlängert werden. 5. Es ist zu empfehlen, drei Monate nach dieser Prophylaxe eine
abschließende serologische und klinische Kontrolle vornehmen zulassen. Ist der Patient zu diesem Zeitpunkt beschwerdefrei undseronegativ, sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich. Ist der
Patient noch seropositiv, muß anhand des klinischen Befundesüber die Möglichkeit einer nochmaligen Therapie entschiedenwerden. Bei Rückfragen: Klinik: PD Dr. Dieter Hassler, Untere Hofstatt 3, 76703 Kraichtal Labor: Prof. Dr. Braun, Gemeinschaftslab. Prof. Enders, Rosenbergstr. 85, 70193 Stuttgart Dr. Hlobil, Gemeinschaftslab. Dr. Schönberger, Nüßstr. 5, 71065 Sindelfingen Prof. Dr. Dr. Kimmig; Landesgesundheitsamt BW, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart Dr. Sandow, Gemeinschaftslab. Dr. Schulz und Partner, Gartenstr. 15, 71638 Ludwigsburg Frau Dr. Lautenschläger, Labor Dr. Brunner, Mainaustr. 48 A/B, 78464 Konstanz ausgewählte Literatur
Magid D, Schwartz B, Craft J, Schwartz JS: Prevention of Lyme disease after tick bites. A cost-effectiveness analysis. N. Engl. J. Med. 327(8) (1992) 534-541
Maiwald, M. R. Oehme, O. March, T.N. Petney, P. Kimmig, K. Naser, H.A. Zappe D. Hassler, M. von Knebel Doeberitz Transmission risk of Borrelia burgdorferi sensu lato from Ixodes ricinus ticks to humans in southwest Germany Epidemiol. Infect. 121 (1) (1998) 103-108
Steere AC: Lyme Disease. New Engl. J. Med. 321 (1989) 586-596
Weber K, Pfister HW: Clinical management of Lyme borreliosis. Lancet (1994 Apr 23) 343 (8904) 1017-1020
Desde el 2003 esta infección de transmisión sexual, rara en Gran Bretaña pero común en el Caribe, Africa y Sureste Asiático, ha aparecido en brotes entre hombres gays en un número de países europeos vecinos del Reino Unido. También se diagnosticaron casos de LGV entre los gays británicos en el 2004. El conocimiento del LGV será vital para movilizar una acción rápida que combata la
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