Klees.at

Dr.med. K.-J. Klees
Arzt für Neurologie, Psychiatrie
Psychotherapie
Schloßstraße 18
66953 Pirmasens

Depressionen
( Vortragsmanuskript, Fassung 03.10.2010
Modifikation vom 03.05.2011 )
Begriffsdefinition Depression
nach Psychiatrischem Wörterbuch U.-H. Peters:
Depression ist eine weit verbreitete Form der psychischen Störung
mit trauriger Verstimmung, gedrückter, pessimistischer Stimmungslage,
Niedergeschlagenheit,Verzagtheit, Antriebsminderung, leichter Ermüdbarkeit,
eventuell Angst und Selbsttötungsneigung,
mit Beeinträchtigung des körperlichen Befindens und sozialen Agierens.
Die Ursachen sind außerordentlich verschieden:
schwierige persönliche Situation, organische Hirnerkrankung,
beginnende Schizophrenie- uns noch unbekannte Prozeße im Gehirn etc.
Epidemiologie und Statistik:
ca. 4 Millionen depressiv behandlungsbedürftige Menschen
sind in Deutschland 2010 anzunehmen,
ca. 30 % der 4 Millionen Erkrankten werden nur als depressiv erkannt,
ca. 6-9 % der 4 Millionen Erkrankte erhalten eine wirksame antidepressive Therapie,
ca. 3-5 % der 4 Millionen Erkrankte nehmen nach 3 Monaten noch die richtigen
Medikamente ( reale Nebenwirkungen, Nocicebo-Effekt des Beipackzettels,
Anti-Psychiatrie-Kampagnien …. dabei gibt es unter Lithium quasie keine Suizide ),
ca. 11.000 Menschen/Jahr suizidieren sich in Deutschland,
ca. 50 % aller Suizide sind im Rahmen einer Depression anzunehmen,
ca. 15 % in einer depressiven Episode Erkrankte unternehmen Suizidversuch,
Männer und Alte gelten als Hauptrisikogruppen ( 4 Mal gehäuft ),
Anstiegserwartung Depression als Volkserkrankung in den nächsten 10 Jahren:
64 % ( gegenüber 83 % bei Demenzen )
Genetik im Wechselspiel der Wirkfaktoren:
Genetik: Risiko für eineiige Zwilling 50 %, für nahe Verwandte 15 %, allgemein 7 %.
Beispiel Familie des Literatur-Nobelpreisträgers ERNEST HEMINGWAY:
in 3 Generationen 5 Suizide- u.a. Ernest, sein Vater, seine Tochter Margaux.

Wirkmodell: Veranlagung auf der Erbsubstanz ( welche durch Erleben modifizier-
und verstärkbar gilt ) + traumatische Erlebnisse in jüngeren Jahren, +
belastend/überfordernde Lebensbedingungen ( Arbeit, Beziehung, Finanzen )
+ Veränderungen des Gehirnes in den ganz schweren Fällen ?
Veränderungen des Gehirnes, Forschungsansätze DGPPN 2009 in Berlin:
Das Stützgewebe des Gehirnes, die sogenannten Gliazellen, ummanteln
die Nervenzellen und haben Bedeutung für: Entgiftung, Regeneration,
Immunantwort, Eindämmung oder Aufrecht-Erhaltung schädlicher
entzündlicher Prozeße, Entfernung der Substanz Glutamat etc. Erhöhte
Konzentrationen von Glutamat in bestimmten Hirnregionen scheinen
wichtiges Bindeglied zu Depressionen. Depressionen scheinen eher mit
Veränderungen der linken Hirnhälfte zu tuen zu haben ( Bis 1/3 der
Schlaganfallpatienten werden depressiv- unabhängig vom Schweregrad
der Beeinträchtigung ). Die erhebliche Dichteminderung der Mikrogliazellen
ist statistisch eng mit vollendeten Suiziden unter Depressiven verknüpft.
Das Kalzium bindende Protein S100B ist ein Marker : Ist S100B im Blut
erhöht, weist dies auf krankhafte Veränderungen der Gliazellen hin – und
auf die Ansprechwahrscheinlichkeit antidepressiver Medkamente zumin-
destens bei manchen Patienten. Was „ entzündliche Prozeße „ angeht:
Entzündungsmediatoren machen depressiv ( 45 % der Interferon-
Behandelten wegen Hepatitis ) und i.G. entzündungshemmende Substanzen
wirken antidepressiv ( Studien bei Psoriatikern, Rheumatikern, Arthrose-
patienten ). Glutamat-Gegenspieler werden als Antidepressiva gehandelt:
das ALS-Medikament Riluzol, das Alzheimer-Medikament Memantine,
das als Partydroge ins Zwielicht geratene Narkosemittel Ketamin.

Reaktives Erleben: Depressiv-werden-Können ist vom Mensch-Sein nicht zu
trennen. Jeder kann depressiv werden- es hängt nur von der Stärke des
Traumas, der Belastung, ab. Belastendes Erleben scheint auch über
Methylierungen die Erbsubstanz zu verändern- d.h. Traumen scheinen
vererbbar. Depressive Eltern prägen über depressive Umgangsstile ihre
Kinder anders als gesunde Eltern.

Fazit: Genetik, Erleben und Körperliches sind bei der Entstehung von
Depressionen nicht zu trennen. Die medizinische Relevanz beginnt mit
dem Leiden des Betroffenen unter Ausmaß und/oder Dauer seiner
Depression.

Rein beschreibende Depressionseinteilung nach ICD 10

1.) Bipolare affektive Störung, gegenwärtig depressiv F31.3

2.) depressive Episode F32
leichte depressive Episode F32.1
mittelgradige depressive Episode F32.2
schwere depressive Episode F32.3

3.) rezidivierende depressive Störung F33
leichte rezidivierende depressive Störung F33.1
mittelgradige rezidivierende depressive Störung F33.2
schwere rezidivierende depressive Störung F33.3

4.) Cyclothymia F34.0
Stimmungsinstabilität über mindestens 2 Jahre mit
hypomanischen und leicht depressiven Phasen,
5.) Dysthymia F34.1
dauerhafte leichte depressive Verstimmung über min-
destens 2 Jahre mit selten länger als wenigen Wochen
normalen Stimmungsintervallen dazwischen,

6.) Angst und Depression gemischt F41.2
weder Angst noch Depression herrschen eindeutig vor
oder erreichen schwere Ausprägung

7.) depressive Anpassungsstörung F43.2
das belastende Ereignis würde für Jeden Belastung sein
und die Depression ist maximal mittelschwer

Klassische psychodynamische Einteilung der Depressionen
in der deutschen Psychiatrie nach G. Huber
1.) depressive Persönlichkeit: Schwarzseher, Pessimisten, Skeptiker, Freudlose
per se aber ohne Krankheitswert,

2.) reaktive Depression: als nachvollziehbare Folge unmittelbaren Erlebens,
eine Erlebnisreaktion, zu der Jeder fähig ist,

3.) neurotische Depression: auf dem Hintergrund früherer Traumatisierungen mit
Dauerspannungen/unbewußten Konflikten aus dem aktuellen Erleben verstehbar,

4.) endogene Depression: von Dauer/Ausmaß her aus Auslöser/Biographie nicht
nachvollziehbar - „ biologische Depression „ i.S. unklarer Stoffwechselstörung ?

Modell der endogenen Depression nach Huber
( ~ major oder schweren Depression )
Diese Symptomatik erschließt sich am besten, wenn gleichzeitig ihr Gegenstück
bei den Affekt-Psychosen, die Manie, beschrieben wird:
endogene Depression ↔ Manie
depressiv traurige Verstimmung ↔ manisch, euphorisch, gereizte Verstimmung
depressive Hemmung des Denkens ↔ manische Erregung des Denkens, Ideenflucht
depressive Hemmung der Psycho- ↔ manische Erregung der Psychomotorik
motorik ( Entschließen, Handeln ) ( des Entschließens und Handelns )
abnormen Leibgefühle ( Vitalstö- ↔ Gehobenheit der Vitalgefühle ( ungewöhnlich
( rung, leibliche Mißempfindung ) gutes Gesundheits- und Leistungsgefühl )
depressive Wahneinfälle ( Schuld-, ↔ manische Wahneinfälle ( expansiver bzw.
Krankheits-, Verarmungswahn ) manischer Größenwahn )
körperlich-vegetative Symptome ↔ körperliche Symptome ( ohne Ermüdungs-
( Störung von: Schlaf, Appetit, gefühl bei wenig Schlaf, ohne KG-Zunahme
Verdauung, Tränen- und Speichel- bei gutem Appetit, Libido/Potenz-Steigerung )
sekretion, Herzschlag, Libido/
Potenz, Turgor vitalis )

Affektpsychosen oder Zyclothymien nach Huber sind Bipolare Erkrankungen.
Modell der Bipolaren Erkrankungen nach A. Maneros
1.) Bipolar-I-Erkrankung: depressive Episoden + 1 Hospitalisierung wegen Manie
2.) Bipolar-II-Erkrankung: depressive Episoden + hypomanische Episoden
3.) Bipolar-III-Erkrankung: depressive Episoden + hypomanisch/manische Symptome
unter Antidepressiva oder
depressive Episoden + hyperthym/cyclothmes Temperament
4.) Bipolar-IV-Erkrankung: milde depressive Episoden + cyclothyme Persönlichkeit
= Cyclothymia: 2 Jahre häufige und andauernde Wechsel
subdepressiver und leicht manischer Phasen
5.) Bipolar-V-Erkrankung: depressive Episoden + famil. Belastung bipolare Erkrankung
6.) Bipolar-VI-Erkrankung: monopolare reine Manie

7.) gemischt-dysphor.Manie: Bipolar-I + gleichzeitig manische + depressive Symptome
8.) Rapid cycling: mindestens 4 Episoden/Phasen im Jahr ICD F31.8
9.) Ultra rapid cycling: Phasenwechsel binnen Wochen oder Tagen ICD F31.8
10.) Ultradian cycling: Phasenwechsel innerhalb 1 Tages ICD F31.8

Bipolar-II-Erkrankte sind besonders suizidgefährdet. Die monopolare Depression findet
i.G. zur monopolaren Manie ( Bipolar-VI ) hier keinen Eingang, ist eine eigene Entität.

Depression/Depressionsbehandlung und Gehirn
epressionen stehen in Beziehung zum anatomischen Netzwerk der Emotionsregulation -
haben somit über Anatomie und Zellstoffwechsel einen medikamentösen Behandlungsansatz:
Stirn Grosshirn Hinterhaupt

6
3 7
2 4 5
Kleinhirn nach Prof.D. Braus
Wiesbaden:
„ Ein Blick ins Gehirn “
Grosshirnrinde:
1 dorsolateraler präfrontaler Cortex: Interesse-, Motivations-, Konzentrations- & Aufmerk-
samkeitsstörungen ( exekutive Funktionen, Ziele );
2 ventromedialer präfrontale Cortex: niedergedrückte Stimmung ( emotionale Bewertungen);
3 Inselrinde: körperliche Mißbefindlichkeit, Erschöpfungsgefühl
( Integration: Wie fühle ich mich unter Einbeziehung
aller Informationen ? Empathie: Wie der Andere ? );
Archicortex und limbisches System:
4 Amygdala: Ängste, Pessimismus ( Angst- & Agressions-Generator );
5 Hippocampus: Ängste, Pessimismus ( Erfahrungs-Speicher );
6 Gyrus cinguli: niedergedrückte Stimmung ( emotionale Bewertungen );
Basalganglien:
7 Nucleus accumbens: Interesse-, Motivations-, Konzentrations- & Aufmerk-
samkeitsstörung ( dopaminerges Belohnungs-System );
gesamter emotionaler Apparat:
1 b

is 7 : Schuld-, Insuffiziens- und Mutlosigkeitsgefühl,
Lebensüberdruß und Suizidalität;
Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinde-Achse, Hirnstamm:
Schlafstörung, vermehrtes Schlafbedürfniss,
Unausgeruhtsein, Morgentief, Erschöpfung;

Das anatomische Netzwerk der Emotionsregulation funktioniert v.a. über Serotonin/Nor-
adrenalin im synaptischen Spalt seiner Nervenzellen. Depression mit den o.a. Symptomen =
Mangel an u.a. Serotonin/Noradrenalin im synaptischen Spalt. Dunkle Jahreszeit = Serotonin-
Mangel. Verbesserte Serotoninbereitstellung ( Medikamente s.u. ) = Neuroneogenese im
( kleineren ) Hippocampus = Voraussetzung, um auf neue/komplexe Situationen reagieren zu
können. Schmerz/Depression/Angst = anatomisch nahe Strukturen → Antidepressiva helfen.

Antidepressiva-Therapie
endogener / mittelschwer, schwerer Depressionen nach T.Bschor
Antidepressive ( AD ):
… sind in Form von 25 verschiedenen Wirkstoffen in Deutschland zugelassen
… wirken mit niedriger bis mittelschwerer Effektstärke gemäß placebokontrollierten Studien
… haben ihre größten Unterschiede im Nebenwirkungsprofil
… wirken bei 2/3 der depressiv Erkrankten
… wirken alle wenn, dann mit gleich langer Wirklatenz nach ca. 2-4 Wochen signifikant
… sollten 4 Wochen eingenommen werden bei initial schon geringen Besserungszeichen
… können 2-3 Monate benötigen bis zur vollen Wirkentfaltung- v.a. bei älteren Menschen
… können aber schon nach 10 Tagen abgesetzt werden bei völliger Wirkungslosigkeit
… haben i.G. zu z.B. Tranquilizern/Benzodiazepinen kein Abhängigkeitsrisiko
… sind in der Wirkung unklar, z.B. Wirklatenz trotz Früheffekt im synaptischem Spalt
… vermehren alle Serotonin/Noradrenalin im synaptischen Spalt zwischen Nervenzellen
… z.B. Hemmung der natürlichen Wiederaufnahme zwecks Vermeidung unsinniger
Dauererregung und i.S. von „ receycling „ Serotonin und Noradrenalins
~ Serotonin-Wiederaufnahmehemmer SSRI Sertralin, Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin
~ u.a. Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Tetracyclica Maprotilin und
Tricyclica Amitriptylin, Nortriptylin, Opipramol, Clomipramin, Trimipramin, Doxepin
~ Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer SNRI Venlaflaxin, Duloxetin
~ Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer NARI Reboxetin
~ Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer NDRI Bupropion
… z.B. Hemmung Abbau-Enzyme Serotin/Nordrenalin MAO-Hemmer Tranylcypromin
… Trazodon, Mirtazapin ( Mianserin ) blockieren sogenannte präsynaptische Alpha-2-
Rezeptoren, die bei starker Neurotransmitterausscheidung ( Serotonin, Noradrenalin )
im Sinne eines negativen Feed-backs bei Gesunden eine ungedrosselte Ausschüttung
vermeiden. Beim Serotonin-/Noradrenalin-Mangel im synaptischen Spalt des Depressiven
kann die Ausschaltung dieses Feed-back das Defizit mildern. Trazodon wirkt auch als
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
… können als Serotonin-Antagonisten wirken wie MASSA Agomelatin, das auch
Melatonin-Agonist ist ( Melatonin-Schlaf-Depression ist ein Zusammenhang )
… mit solch sich ergänzenden Wirkprinzipien sind sinnvoll kombinierbar
… werden gegeben als Akut- und Erhaltungstherapie sowiezur Rezidiv-Prophylaxe.
… sollten zur Rückfallprophylaxe 6-12 Monate weiter genommen werden.

Therapieresistenz
… besteht bei 15-30 % der Depressionen: kein Ansprechen auf 2 Antidepressiva in ausrei-
chender Dosierung( chronische Depression: länger als 2 Jahre = ca. 25 % der Fälle )
… kann auf Schlafentzug ansprechen: komplett die ganze Nacht, partiell ab 1 Uhr oder
2 Uhr in der Nacht nach 4-5 Stunden Schlaf um am nächsten Abend nicht vor 19 Uhr
zu Bett zu gehen. 2 Mal die Woche wird empfohlen. Wirkt rasch aber leider oft nur kurz.
… kann auf Zusatzsubstanzen zu AD ansprechen: v.a. Lithium, dann Thyroxin ( Schild-
drüsenhormon: 50 yg/Tag alle 3 Tage um 50 yg/Tag steigern bis 400 yg/Tag ), atypische
Neuroleptica, Buspiron, Antikonvulsiva, Pindolol, Dopaminagonisten, Östrogene ( bei
Frauen ), Psychostimulantien ( = Augmentationverfahren mit off-label-Problemen ! )

Antidepressive Phasenprophylaxe
Spätestens nach der 3. Episode
bzw. bei familiärer Belastung und 1. schwerer manischer Episode
bzw. bei familiärer Belastung und 2. schwerer depressiver Episode
sollte Phasenprophylaxe erfolgen mit:
Lithium ( bei Bipolarer Erkrankung, SUIZIDPROPHYLAXE )
Valproinsäure ( bei Bipolarer Erkrankung )
Lamotrigin ( nur bei Bipolarer Depression, Rapid ceycling )
Carbamazepin ( bie Bipolarer Erkrankung, wo Lithium nicht möglich ist )
Oxcarbazepin ( bisher keine Zulassung = off-label )
Olanzapin ( bei Bipolarer Erkrankung )

Zu der Dauer der Phasenprophylaxe gibt es keine Empfehlung in der Literatur-
eventuell ein Leben lang, wenn durch Lithium Suizid vermeidbar erscheint
oder der soziale Selbstruin in der Manie.
Der biologische Pol der Depressionsbehandlung und -therapie darf aber nie vergessen lassen,
daß v.a. leichte und mittelschwere Depressionen ihre Vorgeschichte im Leben haben und
daß Depressiven hierauf fußend immer therapeutisch begegnet werden muß:
Grundregel:
Medikamententherapie ( s.o. ) und Psychotherapie ( s.u. )
der Depression ergänzen sich und schliessen sich nicht aus:
Psychotherapie-Erkenntnisse ( u.a. mit dem Hippocampus assoziierbar )
finden erst nach Antidepressiva zur Emotionsregulation ( u.a. mit der Amygdala assoziierbar )
auch zu ihrer Umsetzbarkeit ( u.a. mit dem präfrontalen Cortex assoziierbar ).
Hippocampus-Amygdala-Formation des limbischen Systemes:
Die Affekt-Bestimmung ( u.a. mit der Amygdala assoziierbar ) dominiert i.d.R. bereits
beim Gesunden die Erkenntniss-Steuerung ( u.a. mit dem Hippocampus assoziierbar ) !
Bei leichten Depressionen kann Psychotherapie genügen, bei schweren Depressionen sind
Antidepressiva unersetzlich. Daneben wirken auf das Netzwerk der Emotionsregulation
des menschlichen Gehirnes: soziale Kontakte und Rythmen, mitmenschliche Unterstützung,
Sport, Entspannung, Schlaf- und Suchtmittelkontrolle. Es gibt Hinweise, daß z.B.
regelmäßiger Sport das Volumen des Hippocampus vergrössert wie auch
die Antidepressiva-Gruppe der SSRI ( Serotonin-Wiederaufahmehemmer ).
ersönlichkeitstheorie/ Krankheitsmodell Depression
der Gesprächstherapie
Nach C.R. ROGERS ( 1902-1987 ) benötigt der „ klassische Gesprächspsychotherapeut „
keine Technik für den Depressiven. Eine gezielte und strategische Einflußnahme des
Therapeuten behindere die Selbstentfaltungskräfte des Depressiven. Jeder Mensch hat
Entwicklungspotential, sich gemäß seinem Entwurf und seiner inneren Bestimmung zum
Konstruktiven immer weiter zu entwickeln ( = Aktualisierungstendenz ). Er muß sein
Erleben dabei exakt verstehen, ihm den rechten Sinn geben und seinen Verstehenshorizont
insgesamt erweitern ( = exaktes Symbolisieren ) i.S. immer mehr glückender Selbstentfaltung.
Diese ihm eigene Aktualisierungstendenz führt zum Selbst über exaktes Symbolisieren
( Erfassen und Sinngeben ) in der Arzt/Patient-Beziehung, wenn der Arzt zunächst
2 Grundpositionen/Wirkfaktoren stimmig und überzeugt selbst verkörpern kann:

Bedingungsfreies Akzeptieren
( Bestätigen, Ermutigen, Sorge, Solidarität )
Einfühlendes Verstehen
( „ Spiegelungen „ als unakzentuiert/einfühlendes Wiederholen der Patienten-Aussagen,
als Aufgreifen des vorherrschenden Gefühles, als Verdeutlichung des situativen Kontextes,
als Aufgreifen selbstreflexiver Gefühle, als Aufgreifen haltungsprägender Gefühle, als
Verdeutlichung des lebensgeschichtlichen Kontextes- indem gelauscht, sich identifiziert
und stimuliert wird Gefühle, Gedanken und Wünsche des Depressiven betreffend )
als Alter-ego des Patienten und zu dessen Erfassen von Sinngehalten
Alter-ego: Der Arzt fühlt sich so in den Depressiven ein, daß er einen Dialog mit ihm
führt, wie dieser ihn mit sich selbst führen sollte. Der Depressive kann sich hiermit
identifizieren und führt den Dialog auf Dauer alleine weiter, hat gelernt, sich auf Dauer
alleine und autonom mit sich selbst auseinander zu setzten.
Erfassen von Sinngehalten: In kleinen Schritten erweitert der Depressive durch die
„ Spiegelungen „ des sich in ihn einfühlenden Therapeuten sein Bezugssystem um
Nuancen, d.h. seinen Verstehenshorizont, indem „ verzerrte Symbolisierungen „ zu
„ exakten Symbolisierungen „ werden: Das Verstehen seiner selbst v.a. wird besser,
die Sinnfrage erschließt sich ihm mehr und er kommt in der Welt besser zurecht.

Gesprächstherapie entwickelt sich weiter in Richtung Begegnung und Interaktion:
Echtheit und Kongruenz
( der Therapeut bringt sein eigenes Erleben des Patienten ein, äußert dabei Anteilnahme,
verweist auf Ähnlichkeiten, gibt Beurteilungen ab, konfrontiert den Depressiven mit des
Therapeuten Beobachtung, zeigt Alternativen auf und bietet sich als „ emotionaler
Resonanzboden „ an- alles Ich-Botschaften des Gesprächspsychotherapeuten
ohne das bedingungsfreie Akzeptieren und einfühlende Verstehen je aufzugeben.
Nicht zu jedem Depressiven ist diese Beziehung aufbaubar und nicht jedem Depressiven
hilft die „ Gesprächsstherapie „. Hier wird aber Fundamentales zur Beziehung
des Arztes mit Depressiven ausformuliert. Das „ Gesprächspsychotherapie-Modell „ ist
folgendermaßen skizierbar:
Aktualisierungstendenz
die als konstruktive zur ganzheitlichen Lebensentfaltung des Menschen
drängende Lebenskraft, der „ elan vital „ mit den Zielen:
Wachstum, Differenzierung, Autonomie, Identität, Beziehungsfähigkeit
subjektive Seite
V
organismische Erleben des Individuums
das ursprüngliche, unmittelbare Erleben ( i.G. zur Repräsentation ) zum Zwecke
der somatischen, emotionalen und kognitiven Erhaltung, Pflege und Förderung
des menschlichen Organismus |
| |
bewußt reflektierter Selbstbezug Verstehen der Welt
Selbstkonzept
Selbstideal auch Weltkonzept
Selbstbild Fremdkonzept
Selbstwert Beziehungskonzept
Selbstwirksamkeit

Gesundheit \
bei Übereinstimmung \
organismisches Erleben/Selbstkonzept /

| /
V /
Voll funktionierende Persönlichkeit /
Selbsttransparenz mit Selbstvertrauen /
Selbstkongruenz den Selbstverwirklichung /
Selbstbejahung Resultaten Selbstwert positiv /
Beziehungsfähigkeit Autonomie selbst /
Symbolisierungsfähigkeit Autonomie anderer /
exaktes Symbolisieren= Verstehen + Sinngeben bei /
Sprach-, Symbol-, Sinnbildungs-, Selbstreflektions- und /
Wertsetzungskompetenz, Erweiterung Verstehenshorizont /
| /
soziale Bedürfnisse/ Einflußnahmen /
| /
V /
Selbsterweiterung /
des Gesunden /

/
/
/
|
|
V
Krankheitsfall
bei Diskrepanz/Inkongruenz organismisches Erleben/Selbstkonzept,
da nicht eigene Werte und Forderungen verinnerlicht sind

|
V
Selbstentfremdung in Form von
Selbsttransparenz-Mangel = Nichtwissen um sich selbst
Selbstkongruenz-Mangel = Nichtharmonisierenkönnen seiner selbst
Selbstentzweiung = qualvolle Inkongruenz organismisches Erleben/Selbstkonzept
Selbstentwertung = negatives Selbstkonzept
Selbstverborgenheit = Wahrnehmungs-Verweigerung und -Abwehr
Wahrnehmungs- und Bedürfnis -Nichtsymbolisierung
verzerrte Symbolisierung → Angst, Depression, Zwang
Beziehungsmuster
gestört

|
V
Depression
= Inkongruenz-Konstellation
mit Diskrepanz Selbstbild/Selbstideal
negatives Selbstbild + unrealistisch überhöhtes Selbstideal = geringer Selbstwert
Abwehr selbstbehauptender Bedürfnisse
abhängige Beziehungserwartung
Abhängigkeit vom Zuspruch Anderer, Unterlegenheitsgefühl, Kritikerwartung
Zuwendungs-, Harmonie- und Verwöhnungserwartung, Konfliktscheue,
Abgrenzungsunfähigkeit, Anpassungsdruck, Klagsamkeit,
Unfähigkeit ,Verärgerung über Andere einzugestehen, dafür eigene Schuldgefühle

K
rankheitsmodell Depression der Verhaltenstherapie
Gelernte Hilflosigkeit nach SELIGMANN:
in einer Welt, die nicht mehr für den Menschen vorgeprägt ist durch Normen und Schuld,
die von jedem auf sich alleine gestellt Eigenverantwortung und -initiative
zum persönlichen Glück fordert, ohne daß er Einfluß auf die Rahmenbedingungen
in allen ihren Unberechenbarkeiten hat ( Gesundheit, Arbeitsmarktlage, Katastrophen )
negative Realitätssicht: eigene Person, Umgebung, Zukunft: Becksche Trias
Ziele: Realismus bei Negativkonzepten von sich und der Welt, Aufhebung von negativen
Selbstattribuierungen und Verallgemeinerungen, Aktivierungen für Pflichten aber auch
Ausgleich und Erholung, soziale Kompetenz verbessern, d.h auch eigene Bedürfnisse besser
erkennen und mitteilen.
Behandlungsmodelle der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie RET
zur Überwindung der Hilflosigkeit und negativen Realitätssicht
1.) Menschen „ reindoktrinieren „ sich ständig: sie sagen sich ständig Gedanken vor.
2.) „ K

ognitionen „ sind Gedanken und damit wichtige Bestimmungsfaktoren der Gefühle
d.h.: wir fühlen was wir denken, wir fühlen gemäß unseren Gedanken/Konzepten von
uns und der Welt.

rrationale Kognitionen/Konzepte „ sind: absolutistisches Sollen oder Müssen,
Übertreibungen, Vorurteile, Un-Realismus, Un-Logik, Schwarz-Weiß-Muster,
Etikettieren, Verallgemeinern, Ausblenden, voreiliges Schlußfolgern ( mit „ Gedanken-
lesen „ und „ Weissagen „ ), emotionale Beweisführung, Personalisieren von Problemen
etc.

rrationale Kognitionen/Konzepte „ führen zu emotionalen Störungen
sychische Störungen „ wie Depressionen werden verursacht/aufrecht erhalten
durch „ Reindoktrination „ mit irrationalen Konzepten von sich und der Welt über
= innere Selbstgespräche

ktivierendes Ereignis → B
ewertungssystem Patient → C
onsequenz
Das Bewertungssystem des Depressiven beinhaltet rationale und irrationale Konzepte.
Die Consequenzen äußern sich emotional, im Verhalten, aber auch als korrigierte bzw.
neue Bewertungen/ Kognitionen von sich und der Welt.

7.) Der Patient glaubt A ist für C ( die Depression ) verantwortlich.

8.) Der Therapeut glaubt B ist für C verantwortlich und bearbeitet die irrationalen
Konzepte des Depressiven von sich und der Welt in Sokratischen Dialog.

Sokratischer Dialog
Standartfragen:
1.)Wie überzeugt sind Sie von diesem Gedanken ?
2.)Was fühlen Sie bei diesem Gedanken ?
3.)Wie intensiv ist das Gefühl ( Skala 1-100 ) ?
4.)Welche Beweise/Anhaltspunkte sprechen dafür ?
5.)Welche Gegenbeweise gibt es, was spricht dagegen ?
6.)Gibt es alternative Erklärungen ?
7.)Könnte man die Sache auch anders sehen ( vernünfiger, rea-

listischer ) ?
8.)Wie könnte man die Sache von einer anderen Seite/Warte
sehen ( aus der Sicht eines Freundes, einer Vertrauensperson ) ?
9.)Wenn x ( Freund, Vertrauensperson etc. ) in der gleichen Lage
wie Sie wäre und den gleichen Gedanken hätte, was rieten Sie ?
10.)Was könnte schlimmstenfalls passieren ?
11.)Könnten Sie das überstehen ? Wie ?
12.)Was könnte bestenfalls passieren ?
13.)Was ist realistisch zu erwarten ?
14.)Welche Folgen hat Ihre Überzeugung ?
15.)Was würde passieren, wenn Sie Ihr Denken änderten ?
16.)Was könnten Sie dafür tuen ?
17.) Können wir beim nächsten Termin die Resultate der Änderung
besprechen.

Die irrationalen Gedanken/Konzepte werden zunächst ausgesprochen mit ihren
Konsequenzen, dann einem Für-und-Wider sowie einem Perspektivwechsel
unterworfen, dann auf ihre Konsequenzen und schließlich auf ihre Änderbarkeit
und Alternativen hin überprüft.
weitere Fragen zur Entkräftung über Perspektivwechsel:
1.)Welchen Tip hätten ich für einen guten Freund in meiner Lage ?
2.)Wenn mein bester Freund wüßte, was ich denke, was würde er mir
sagen ? Auf welche Aspekte würde er hinweisen, die zeigten, daß
ich nicht 100 % recht habe ?
3.)Wie wird die Sache in 5 Monaten aussehen ? Was denke ich dann
darüber ?
4.)Wenn ich in 5 Jahren auf diese Situation zurückschaue, was würde
ich dann anders sehen ? Würde ich einen Aspekt mehr beachten ?
5.)Denke ich anders über diese Situation, wenn ich mich besser fühle ?
6.)Gab es solche Situationen schon früher ? Was war anders ? Was
habe ich aus früheren Erfahrungen gelernt, was mir jetzt helfen
könnte, mich besser zu fühlen ?
7.)Was mögen Menschen zu sich sagen, die imstande sind, anders zu
denken und zu handeln ?

den mentalen Filter der Denkverzerrung erkennen
1.)Hat der Gedanke schon einmal nicht ( vollständig ) zugetroffen ?
2.)Denke ich in Extremen, z.B. Alles-oder-Nichts ?
3.)Habe ich etwas übersehen, was meiner Überzeugung widerspricht ?
4.)Vergesse ich relevante Faktoren ? Bin ich zu sehr mit irrelevanten
Faktoren beschäftigt ? Was sind wichtige andere Aspekte ?
5.)Ignoriere ich positive Seiten an der Situation oder mir ?
6.)Ziehe ich voreilige und nicht ausreichend bewiesene Schlüße ?
7.)Mache ich mir Vorwürfe wegen etwas außerhalb meiner Kontrolle ?
8.)Überschätze ich Einfluß, Kontrolle, Verantwortung meinerseits ?
Fühle ich mich deshalb unberechtigt hilflos oder schuldig ?
9.)Basiert meine Beurteilung auf Gefühl oder Tatsachen ? Halte ich
meine Gefühle für die Realität ?
10.)Habe ich unrealistische und unerreichbare Maßstäbe/Ziele ?
Habe ich zu hohe Erwartungen ?
11.)Verwechsle ich wahrscheinliche und unwahrscheinliche Ereignisse
- halte ich ein unwahrscheinliches Ereigniss für wahrscheinlich ?
12.)Dramatisiere oder katastrophiere ich ? Wie könnte ich Situationen
realistischer beschreiben ?
13.)Sehe ich nur meine Schwächen und ignoriere ich meine Stärken ?

Anmerkung: Gesellschaftsentwicklung und Depressionen
64 % zu erwartender Anstieg an Depressionen ist nicht vom gesellschaftlichen Wandel
zu trennen. Nach dem Jenaer Soziologen HELMUT ROSA sind nicht Macht, Sex, Geld,
„ die Fürsten dieser Welt „. Heute gilt: „ Ich bin in action, also bin ich „.
Unser derzeitiges Leben wird durch die „ Beschleunigung „ bestimmt: Erfolg und Ansehen
hat nur der, welcher immer schneller die Probleme löst, welcher immer mehr gleichzeitig
schafft, immer neuere Produkte anbietet und sich selbst ständig dynamisch und optimiert
darzustellen weiß. Die permanente Steigerung von Optionen und Wettbewerbsfähigkeit
ersetzt die auf ein Lebensziel gerichtete Lebensführung. Ruhe, Bindungen und Dauer haben
hier keinen Platz mehr. Was wir in der Produktion an Zeit gewinnen, müssen wir im Konsum
wieder ausgeben- oder wird uns gar als Zeit der Arbeitslosigkeit heimgezahlt.
Irgendwann ist der Markt gesättigt, dreht die Produktion leer, sind die Ressourcen
aufgebraucht, Natur und Klima geschädigt … Verantwortung – in der Politik z.B.-
wäre „ Entschleunigung „ als Gegenpol zur herrschenden „ Beschleunigung „.
In allen Parteien und bis auf die kommunale Ebene, sehen aber Politiker als Kinder der Zeit
den Schlüßel zum Erfolg auch darin, „ in ständiger action „, d.h. „ beschleunigt „
wahrgenommen zu werden. An Pseudoproblemen wird sich ständig profiliert und möglichst
täglich muß eine „ neue Sau durchs Dorf gejagt werden „- d.h. heute durch Medien- und
Show-Business. Wer entschleunigt, wird als „ Aussitzer „, „ Zögerer „ etc. schlecht
beleumdet, obwohl ein Quintus Fabius Maximus Verrucosus ( 280-203 vor Christus )
gerade als zaudernder „ Cunctator „ Rom rettete. Von den rutschenden Abhängen
der sich ständig als Selbstzweck beschleunigenden Gesellschaft wird im Extremfall
geflüchtet in die Depression als den Stillstand, die Pathologie, der Zeit.
( HARTMUT ROSA, BESCHLEUNIGUNG, Suhrkamp 2005 )
Die gut situierte Mehrheit in unserer deutschen Gesellschaft verlangt
immer höhere Ansprüche an Qualität und Preis der Waren
sowie an Flexibilität der Dienstleistungen.
D.h.: die Langsamsten und Schwächsten der Gesellschaft geraten immer mehr
hilflos unter Druck.
Je höher die Spezialisierung der Spezialisierten, desto höher der Erfolgsdruck
und um so größer die Gefahr, daß ein auf Effiziens gedrillter Youngster
die gleiche Tätigkeit für weniger Lohn doppelt so schnell ausführen kann-
Bewährung und Erfahrung werden von einem Tag auf den anderen wertlos
und damit soziale Anerkennung und Sozialstatus brüchig.
Die Leistungsgesellschaft reizt ihre Talente aus. Sie nimmt nur das ihr Nützliche.
Sie hat keine Fluchttüren in ihre Karriere-Tunnel eingebaut.
( Zeitweises ) Versagen, Gedanken-Freiräume, Pausen u.Ä. sind nicht eingeplant.
Wer nach „ Ausmusterung „ keine persönliche Lebensphilosophie,
kein tragendes soziales Umfeld hat … ist durch Sinn- und Hilflosigkeit gefährdet,
depressionsgefährdet … im Extremfall suizidgefährdet.
Wer zahlt dem krankheitsbedingt Langsameren seine höhere Rechnung,
gesteht wegen Depressiven längere Wartezeiten zu ….
verweigert sich billigen Billigangeboten … ?
Da begänne die wohlfeil immer nur von der anonymen Gesellschaft und fernab jeder
persönlichen Konsequenz/Nachteilhaftigkeit, damit immer nur vom Anderen
geforderte, „ Entstigmatisierung „ der Depression.
Dies würde auch ansonsten wohlfeil/bigotte „ Mindestlohn-Debatten „
überflüßig machen ( nach BERNDT ULRICH, DIE ZEIT vom 03.01.2008 ).

Source: http://www.klees.at/pdf/depression.pdf

fernandonobre.com.br

Lercanidipine Reduces Matrix Metalloproteinase-9Marcio L.L. Martinez, Pharm D,* Lı´via F. Lopes,* Eduardo B. Coelho, MD, PhD,†Fernando Nobre, MD, PhD,† Joa˜o B. T. Rocha, PhD,‡ Raquel F. Gerlach, DDS, PhD,§Key Words: calcium channel blockers, hypertension, lercanidipine,Abstract: Increased levels of metalloproteinase (MMP)-9 have beenmatrix metalloproteinases, oxidative stressshown

antonioalmagro.es

DOCUMENTOS PROCEDENTES DEL ARCHIVO HISTÓRICO MUNICIPAL DE ÚBEDA RELACIONADOS CON ASPECTOS DE LA VIDAD COTIDIANA DE LA CIUDAD DURANTE EL SIGLO XVII DOCUMENTO Nº 1 - Archivo Histórico Municipal de Úbeda. - Fondo de Protocolos Notariales. - Escribano: Francisco de Biedma. - Legajo nº 626. - El documento aparece en la contraportada. Memorial de medicinas administradas a un enfermo

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