Bedeutung von Epikutantest und Lymphozytentransformationstest für die Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen. Stellungnahme des Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner
Significance of the patch test and the lymphocyte transformation test in the diagnostic of type IV-
Statement of the German professional association for enviromental medicine
Frank Bartram1, Hans-Peter Donate2, Kurt E. Müller3, Claus-Hermann Bückendorf4, Peter Ohnsorge5,
1 Praxis für Allgemeinmedizin/Umweltmedizin, Augustinergasse 8, 91781 Weissenburg
2 Praxis für Allgemeinmedizin/Umweltmedizin, Saarbrücker Strasse 9, 66679 Losheim am See
3 Praxis für Dermatologie/ Umweltmedizin, Scherrwiesenweg 16, 88316 Isny
4 Praxis für Allgemeinmedizin/Umweltmedizin, Wolfsbrook 2, 24113 Kiel
5 Praxis für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/Umweltmedizin, Juliuspromenade 54, 97070 Würzburg
6 Praxis für Innere Medizin/Umweltmedizin, Maaßstraße 28, 69123 Heidelberg-Wieblingen
7 Institut für Medizinische Diagnostik, Abteilung Immunologie, Nicolaistrasse 22, 12247 Berlin
Kurztitel: Diagnostik von Typ IV-Sensibilisierungen Zusammenfassung
Zum Nachweis einer Typ IV-Sensibilisierung auf Allergene und Haptene ist der Epikutantest die am
häufigsten verwendete diagnostische Methode. Auch wenn dieser Test in der Hand erfahrener
Untersucher in vielen Fällen für die Allergenidentifizierung bei Kontaktallergien sehr hilfreich ist,
werden vom Kliniker dafür auch standardisierte in vitro Methoden, ganz besonders für die Testung
potentiell sensibilisierender toxischer oder karzinogener Substanzen gefordert. Die Entwicklungen der
Zellkulturtechniken in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass die heute in spezialisierten
Laboratorien durchgeführten zellulären Verfahren, insbesondere bei umweltmedizinisch vorbelastete
Patienten, für den Nachweis von Typ IV-Sensibilisierungen eine sichere Alternative darstellen. Dabei
sind die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen derartiger in vitro-Verfahren zu berücksichtigen.
Heute stellt der Lymphozytentransformationstest (LTT) eine wichtige Alternative und Ergänzung zum
Epikutantest für den Nachweis einer spezifischen Typ IV-Sensibilisierung dar. Vor- und Nachteile
beider Verfahren hinsichtlich ihrer diagnostischen Spezifität und Sensitivität sowie die sich daraus
ergebenden Schlussfolgerungen für den Einsatz in der Routinediagnostik werden dargestellt.
Schlüsselworte
Epikutantest, Lymphozytentransformationstest, Typ IV-Sensibilisierung, Allergen, Hapten
The epicutaneous test is the most commonly used method for the detection of type IV sensitisation to
This test is in the hands of experienced investigators mostly very helpful for the evaluation of the role
of allergens in contact allergies. However, standardised in-vitro methods are also required especially
for the identification of potentially sensitising toxic or carcinogenic substances.
Recent developments in cell culture technology have led to the establishment of modern cellular
techniques carried out in specialised laboratories particularly in environmentally-challenged patients as
a powerful alternative for the assessment of type IV sensitisation.
At the same time as considering the potential of such in-vitro assays one should bear in mind their
The lymphocyte transformation test (LTT) represents nowadays an important alternative for the
detection of a specific type IV sensitisation. Advantages and disadvantages of both procedures
regarding their diagnostic specificity and sensitivity and the arising conclusions for application in
Key words
epicutaneous test, lymphocyte transformation test, type IV sensitisation, allergen, hapten
Epikutantest (ECT)
Bei der Diagnostik des allergischen Kontaktekzems (Typ IV-Allergie) kommt am häufigsten der
Epikutantest (Pflastertest) zum Einsatz. Das Testprinzip beruht darauf, dass allergenspezifische T-
Lymphozyten in das mit dem Testallergen versetzte Hautareal einwandern und damit eine
makroskopisch wahrnehmbare Hautinfiltration nach 24 bis 72 Stunden hervorrufen. Bei der
Beurteilung von positiven Testreaktionen muss zwischen allergischen und irritativen Reaktionen der
Haut unterschieden werden. Viele Kontaktallergene besitzen, besonders bei Patienten mit
empfindlicher Haut, auch hautreizende Eigenschaften. Bei der Bewertung eines Epikutantestes müssen
vom Untersucher zur Vermeidung von falsch positiven und falsch negativen Ergebnissen einerseits die
unterschiedliche Penetrierbarkeit und immunologische Reaktionsbereitschaft verschiedener Hauttypen
sowie andererseits auch die unterschiedliche Sensitivität und Reproduzierbarkeit bei den einzelnen
Testallergenen beachtet werden. Aus den genannten Gründen sollte die Durchführung von
Epikutantestungen allergologisch versierten Untersuchern vorbehalten bleiben, denen die Grenzen
dieses etablierten Routinetests bekannt sind.
Der Lymphozytentransformationstest (LTT)
Der LTT ist die derzeit einzige umfangreich validierte in vitro-Methode zum Nachweis spezifischer
zellulärer Sensibilisierungen. Er beruht auf dem Prinzip der Antigen-(Allergen)-induzierten Zellteilung
von spezifischen T-Lymphozyten und der Analyse der induzierten DNA-Synthese. Eine positive
Reaktion im LTT beweist das Vorhandensein von Allergen-spezifischen T-Gedächtniszellen im
Patientenblut. Die seit 2002 verwendeten optimierten LTT-Varianten haben durch Zusatz von
rekombinantem Interferon-alpha zur Lymphozytenkultur eine gesteigerte Sensitivität und Spezifität
Bis vor wenigen Jahren hatte der LTT noch eine geringere Sensitivität und war dem Hauttest allenfalls
gleichwertig. Die Spezifität war durch nicht seltene grenzwertige Reaktionen eingeschränkt. Die
Diversität der Methoden und die damals fehlende Standardisierung erklären die sehr unterschiedliche
Bewertung des LTT vor dem Jahr 2000. Neben Arbeiten die dem LTT schon damals eine hohe
Sensitivität und Spezifität sowie klinische Relevanz bescheinigen (4;5;6) finden sich Publikationen
Während der letzten 5 Jahre hat sich der Stellenwert des LTT sowie die Datenlage zur Sensitivität und
Spezifität grundlegend geändert. Dazu haben die Weiterentwicklungen der Zellkulturtechniken, die
Qualität der verwendeten Antigene und nicht zuletzt die verbesserten Messmethoden beigetragen. Die
früher zur Tritiumbestimmung verwendeten Flüssigszintillations-Geräte sind durch hochsensitive
automatisierte Festphase-β-Counter ersetzt worden. Als Konsequenz der methodischen Entwicklungen
wurde der LTT in der derzeit standardisierten Form durch Fachgutachter der DACH im Frühjahr 2003
nach DIN EN 17025 und seit Januar 2005 nach DIN EN 15189 als Prüfverfahren akkreditiert.
„Unspezifisch mitogene Effekte“ sind im LTT auszuschließen
In der älteren Fachliteratur gibt es Diskussionsbeiträge (keine Studien), die postulieren dass beim LTT
unspezifisch-mitogene Effekte bei der Testung auf Metalle auftreten. Dieses kann heute durch
validierte standardisierte Konzentrationen der eingesetzten Allergene sicher ausgeschlossen werden.
Zudem handelt es sich nicht um „mitogene Effekte“, da die im LTT proliferierenden Zellen
ausschließlich CD4-T- Helferzellen sind. Positive LTT-Reaktionen ohne klinisch vorhandene
Kontaktallergien beruhen auf balancierten Sensibilisierungen, wobei durch CD25+ regulatorische T-
Zellen eine Immuntoleranz aufrechterhalten wird (9). Daneben sind auch IL10-sezernierende CD4-
Zellen beteiligt (10). Die postulierten „unspezifischen Aktivierungen“ im LTT sind zudem nicht zu
verwechseln mit den bei Hauttestungen auftretenden toxisch-irritativen Entzündungsreaktionen, da
unspezifische Effekte im LTT durch den Einsatz standardisierter Testkonzentrationen und parallele
Antigen-Hemmversuche ausgeschlossen werden können (11).
Sensitivität und Reproduzierbarkeit des Epikutantestes
Trotz großer Fortschritte bei der Standardisierung der Testallergene liegen die „Schwachstellen“ des
Epikutantest in der subjektiven Testbewertung und der unterschiedlichen Hautbeschaffenheit der
Testpersonen. Die noch heute häufig geäußerte Meinung, dass der Epikutantest dem LTT in der
Aussage prinzipiell überlegen sei, muss kritisch betrachtet werden.
Mehrere klinische Studien zeigen, dass die Sensitivität des Epikutantestes für einen „Goldstandard“ zu
gering ist. Negative Epikutanteste bei bestehender klinisch gesicherter Sensibilisierung sind mehrfach
beschrieben (12;13;14). Rustemeyer zeigte für Nickel, dass von 74 Patienten mit klinisch gesicherter
Nickelsensibilisierung lediglich 40 eine positive Reaktion der Haut aufwiesen, was einer Sensitivität
von lediglich 54 % entspricht (10). Bourke zeigte, dass Epikutanteste mit verschiedenen
Kontaktallergenen, jeweils zweifach zeitgleich beiderseits der Wirbelsäule auf dem Rücken eines
Patienten durchgeführt, eine Intraassay-Reproduzierbarkeit von ca. 92 % aufwiesen (15). Multicenter-
Studien ergaben Zahlen von 84% (16) oder lediglich 56 % (17). In dieser von Gollhausen an der
Dermatologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universitat München durchgeführten Studie
wurden die Patienten im Abstand von einer Woche zweimal untersucht. In einem 2004 von Iris Ale
publizierten Review wird die Ratio nicht reproduzierbarer Reaktionen bei neun erfassten Studien mit
4,2 bis 43,8 % angegeben (18). Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese in kontrollierten Studien
ermittelten „Abweichungen“ in der klinischen Routinediagnostik noch höher sind.
Einsatz und wissenschaftliche Reputation des Lymphozytentransformationstest (LTT)
Der LTT hat sich in der Diagnostik von immunologisch bedingten Arzneimittelreaktionen im
Vergleich zum Epikutantest in der Spezifität als gleich und in der Sensitivität als überlegen erwiesen
(19;20;11). Dieses führte für diese Fragestellung zur positiven Bewertung durch das Robert Koch-
Institut (21). In der gleichen Stellungnahme wurde hingegen der Nachweis allergischer Reaktionen
gegenüber Umweltschadstoffen (einschließlich Metallen) kritisch gesehen, „da kein ausreichendes
Medikamentenderivate eine hohe Sensitivität zugeschrieben wird, für andere wie Metalle dagegen
nicht, ist unverständlich. Gerade für Metalle wie Chrom, Nickel und Kobalt zeigen neuere
Untersuchungen, dass der LTT eine höhere Sensitivität im Vergleich zur Epikutantestung hat (22;23).
In der genannten Stellungnahme des RKI wird zudem postuliert, dass positive LTT-Befunde „lediglich
eine Exposition anzeigen“, die nicht immer mit einer klinischen Symptomatik verbunden sein muss.
Eine im LTT (aber auch im Hauttest !) nachgewiesene Sensibilisierung muss tatsächlich nicht
zwingend mit einer klinischen Symptomatik assoziiert sein, was aber die vorliegende Sensibilisierung
nicht in Frage stellt. Es ist bekannt, dass nicht jede Sensibilisierung eine Allergie zur Folge hat. Dass
positive LTT-Befunde „lediglich eine Exposition anzeigen“ ist auch deshalb nicht schlüssig, da in
diesem Fall zweifelsohne die Rate positiver Reaktionen auf Dentalmetalle, Nickel oder auch Cadmium
(im Zigarettenrauch enthalten) weit höher als nachgewiesen sein müsste. Die Prävalenz positiver
Reaktionen im LTT liegt weit unter der hohen Zahl entsprechend exponierter Personen (4;22).
Zum Nachweis einer Typ IV-Sensibilisierung auf Beryllium stellt der LTT unbestritten das Mittel der
Wahl dar (24;21). Eine schlüssige Erklärung, warum dieses für Beryllium nicht aber andere Metalle der
Fall sein sollte, gibt es nicht. Gerade Metalle eignen sich sehr gut für die LTT-Testung, da diese im
Vergleich zu Medikamenten nicht metabolisiert werden. Am Institut für Klinische Immunologie der
Universitätsklinik Essen wurde kürzlich die Korrelation der verschiedenen Testmethoden LTT,
Epikutantest und Zytokinanalysen untereinander und zum klinischen Befund untersucht (25). Es zeigte
sich eine gute Korrelation der Ergebnisse des LTT, des Epikutantest und der Zytokinanalysen. Im
Vergleich zum klinischen Bild zeigten sowohl der LTT als auch der Epikutantest eine Korrelation
(Epikutantest, r=0,73, p<0,0001; LTT r=0,74, p<0,0001).
Bei Duftstoffunverträglichkeiten (26), jodhaltigen Kontrastmittel (27) und Methacrylaten (28) ist
belegt, dass der LTT für die häufig problematische Differenzierung zwischen allergischen und
Alle neueren Studien zeigen, dass die Validität der ermittelten LTT-Ergebnisse vielmehr von der
Qualität der Testdurchführung abhängt, als vom methodischen Verfahren an sich. Hier besteht jedoch
kein Unterschied zu anderen Labormethoden. Die häufig aus älteren Publikationen herrührende
undifferenzierte Skepsis gegenüber dem LTT ist unter Berücksichtigung der methodischen
Entwicklungen sowie aktueller Studien heute nicht mehr gerechtfertigt.
Eine Sensibilisierung muss nicht in jedem Fall mit einer lokalen Symptomatik an der Kontaktstelle einhergehen.
Vor allem in der zahnärztlichen Praxis wird häufig angenommen, dass eine klinisch relevante
Sensibilisierung zwingend mit einer oralen Symptomatik einhergehen muss. Dieses ist nicht der Fall,
da sich die Haptenaufbereitung der oralen Mukosa und der Epidermis auf Grund immunologischer
Besonderheiten unterscheiden (29;13). Ursächlich sind unterschiedliche Lipidzusammensetzungen von
Mukosa und Epidermis (30), der schnellere Abtransport von Allergenen durch die starke Durchblutung
des Stratum retikulare der oralen Mukosa (31) sowie eine durch ca. 400 Bakterienarten im Mundraum
beeinflusste primäre Immunantwort (32). Die hauptsächlich für die initiale lokale Entzündungsreaktion
verantwortlichen Langerhanszellen zeigen funktionelle Unterschiede zwischen Epidermis und Mukosa.
Langerhans-Zellen der Mukosa exprimieren vermehrt den Fc epsilon RI-Rezeptor (33;34) und sind zu
einer allogenen T-Zell-Stimulation in vitro fähig (35). Vergleichende Provokationstestungen zeigten,
dass die zur Auslösung einer Schleimhautreaktion notwendigen Allergenkonzentrationen 5-12-mal
Für die Entwicklung einer allergischen Schleimhautreaktion gegen eine Fremdsubstanz ist es zudem
entscheidend, ob der Primärkontakt, das heißt der prägende immunologische Erkennungsprozess, über
die Schleimhaut, die Haut oder das Intestinum stattgefunden hat. Sowohl im Mausmodell als auch beim
Menschen kann die Reaktivität der oralen Mukosa durch vorherige intestinale Allergenexposition
Die genannten Unterschiede erklären, warum einerseits positive Epikutantestreaktionen nicht immer
auch mit oralen Manifestationen einhergehen, andererseits aber auch, dass kontaktallergische
Schleimhautreaktionen sich nicht in jedem Fall im Epikutantest manifestieren (16).
LTT und Epikutantest können nur eine Sensibilisierung, nicht aber eine Allergie beweisen.
Der Nachweis einer immunologischen Sensibilisierung, wie er mittels LTT und Hauttest erfolgt, ist
nicht obligat mit einer klinischen lokalen oder systemischen Symptomatik verbunden. Die
Allergiediagnose kann nur in Kenntnis des klinischen Befundes und der Anamnese gestellt werden.
Allergietests stützen die Diagnose, da eine Sensibilisierung zwingende Voraussetzung einer Allergie
ist. Aus unserer Sicht stellen der Epikutantest und ein in einem dafür spezialisierten Zellkulturlabor
durchgeführter LTT zwei Methoden dar, die sich bei schwierigen Fragestellungen sehr gut ergänzen.
Die von uns in den vergangenen vier Jahren gesammelten Erfahrungen zeigen, dass ein standardisiert
durchgeführter LTT vor allem bei folgenden Fragestellungen wichtig ist:
1. negatives Epikutantestergebnis bei dringendem klinischen Verdacht auf eine Kontaktallergie.
2. fraglich positive Ergebnisse im Epikutantest (toxische Reaktionen?).
3. präventive Testung vor Einbringung von Zahnersatzmaterial oder berufsgenossenschaftliche
4. Testung von potentiell sensibilisierenden oder karzinogenen Substanzen.
Bei präventiven Fragestellungen sollte der LTT verwendet werden.
Prinzipiell sollte bei präventiven Fragestellungen bezüglich bestehender Typ-IV-Sensibilisierungen,
wie sie vor allem im Bereich der Zahnmedizin durchgeführt werden, der Epikutantest zurückhaltend
eingesetzt werden, da durch die Applikation der Testsubstanz auf die Haut eine potentielle
Sensibilisierungsgefahr besteht (39;40). Agrup zeigte in einer Studie mit zweimaliger Durchführung
des Epikutantestes auf Standardallergene, dass es bei der wiederholten Testung nach 6 Monaten zu
einer signifikanten Anzahl von „Neusensibilisierungen“ gekommen war. Die Prävalenz der iatrogenen
Sensibilisierungen betrug für Kobalt 5 %, p-Phenylendiamin 4,6 %, Chrom 2,3 % und p-
Aminoazobenzene 9,9 % (39). Weitere Falldarstellungen gibt es zu Benzoylperoxid,
Pflanzenextrakten (43), Budesonide (44), Formaldehyd (45), Nickel (10) und Acrylate (46). Für
Penicillin gilt bis heute aufgrund der Sensibilisierungsgefahr die therapeutische kutane Applikation als
Kunstfehler (41). In Tierversuchen ließen sich Sensibilisierung zum Beispiel auf Chrom, Quecksilber
und Nickel induzieren (47). Mit diesem Wissen ist die häufig praktizierte routinemäßige
Epikutantestung der kompletten Standard-Allergenreihe als kritisch zu bewerten.
Die Verfahrensweise, ein positives LTT-Ergebnis durch einen Epikutantest zu bestätigen, sollte
deshalb nur in Ausnahmefälle, z.B. bei grenzwertigen Ergebnissen, erfolgen, da eine Verstärkung der
klinischen Symptomatik durch Exposition mit dem Test-Kontaktallergen für verschiedene
Kontaktallergene gezeigt worden ist (48;49;50). Ohnehin schränkt die eingeschränkte Sensitivität und
die mangelnde Reproduzierbarkeit (12;13) die Indikationen derartiger „Nachtestungen“ ein.
Aus der Sicht der kurativ tätigen Umweltmedizin sind für die Bewertung positiver Testergebnisse folgende Schlussfolgerungen zu empfehlen:
1. Bei präventiven Untersuchungen mit potentiell sensibilisierenden Substanzen, allen Testungen mit
karzinogenen Stoffen und der Untersuchung von Patienten mit prädisponierenden immunologischen
Erkrankungen sollte der LTT als nicht belastendes Verfahren dem Epikutantest vorgezogen werden.
2. Ein sicher positives Ergebnis im Epikutantest stellt eine Sensibilisierung sicher. Fraglich positive
und vermutlich durch toxische Reaktionen bedingte Resultate im Epikutantest sollten auch bei
kurativen Fragestellungen durch den LTT bestätigt werden.
Der Qualitätsanspruch muss bei zellulären Laborverfahren hoch sein!
Der Einsatz des LTT in der klinischen Diagnostik stellt hohe Anforderungen an den behandelnden Arzt
für die Indikationsstellung und an das ausführende Labor für die Gewährleistung einer konstant hohen
Qualität der Testdurchführung. Der LTT bleibt, wegen seiner im Vergleich zum Epikutantest höheren
Kosten, speziellen Fragestellungen vorbehalten. Unter Berücksichtugung der dargestellten Studienlage
wäre es aber falsch, diese moderne diagnostische in vitro-Methode nicht einzusetzen.
Zu fordern ist allerdings, dass diese anspruchsvolle Zellkulturmethode ausschließlich von
akkreditierten medizinischen Instituten durchgeführt werden sollte, die über ausreichend Erfahrungen
mit dieser Methode verfügen. Die für ein nach DIN ISO 15189 akkreditiertes Labore zwingend
vorgeschriebenen Ring- und Vergleichsuntersuchungen mit Prüflaboratorien sind eine entscheidende
Voraussetzung für ein effizienten Qualitätsmanagement und die verlässliche Berücksichtigung der
Testergebnisse in der klinischen Praxis.
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